Gesellschaft

Präsident:

Dirk Wilhelmy,

 

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Veranstaltungen:


Veranstaltungen i.d.R. jeden 2. Mittwoch im Monat um 18.30 Uhr im Museum August Kestner, Trammplatz 3

 

 

Aktuelles

Veranstaltungen i.d.R. jeden 2. Mittwoch im Monat um 18.30 Uhr im Museum August Kestner, Trammplatz 3

Programm

Jahresrückblick 2023

11. Januar 2023: Unser Mitglied Reinhard Kuhn aus Garbsen referierte über „Motivanalysen, Exkursionen und moderne Technik - ein neues Verständnis der Oberharzer Grubentaler“. Die Zahl der Prägungen ist nicht proportional zur Ausbeute in den einzelnen Jahren oder zum Anteil der braunschweigischen Linien an den Bergwerken, und wohl viel höher als in den Quellen angegeben. Das Silber war nicht immer gleich gut, und stammte nach Metallanalysen oft nicht aus den aufgeprägten Gruben. Man muss sie mit ihren detaillierten Bergwerksdarstellungen als Werbung für die Investition in Bergwerksanteile bei wohlhabenden Kaufleuten, Adligen etc. betrachten. Daher wurden sie anders als die Sterbemünzen auch nicht in kleinen Nominalen ausgebracht.

8. Februar: Die Jahresmitgliederversammlung konnte zum normalen Termin stattfinden, der Vorstand wurde ohne Gegenstimmen entlastet. Der seit 2001 unveränderte Beitragssatz von 40 € wurde wegen der gestiegenen Kosten nach reger und kontroverser Diskussion fast einstimmig auf 55€ pro Jahr ab 2024 angehoben.

x8. März: Den alljährlich gemeinsam mit dem Museum August Kestner veranstalteten Eligiusvortrag hielt Dr. Wolfgang Steguweit aus Gotha/Berlin über „Die große Kunst der kleinen Form. Bedeutende zeitgenössische Medailleurinnen in Deutschland, ein sehr passendes Thema am Weltfrauentag. Viele im Publikum waren offenbar mit modernen Kunstmedaillen nicht vertraut und daher überrascht und fasziniert von ihrer Vielfalt und künstlerischen Qualität. Und zwar nicht nur bei großen Namen wie Hilde Broer und Heide Dobberkau, um die es im Vortrag vor allem ging, sondern auch von vielen anderen, bis hin zu Wettbewerbsmedaillen von sonst nicht bekannten Schülerinnen an Kunstgewerbeschulen.

12. April: Am 5. Internationalen Tag der Provenienzforschung sprach Dr. Johannes Schwarz von der Stadt Hannover über „Die Fakten und Umstände des spezifischen Falls NS-Provenienzforschung in der numismatischen Sammlung des Museum August Kestner“. An fünf personenbezogenen Fallbeispielen von Münzhändlern und Sammlern aus Hannover oder mit Erwerb von Münzen durch hiesige Museen wurden die Stufen der Benachteiligungen, Verbote, Beschlagnahmen, aber auch Ausnahmegenehmigungen, und der Verfolgung bis zur Flucht oder oft Ermordung deutlich. Hauptziel der Provenienzforschung ist nicht nur die Restitution der Stücke, sondern die Dokumentation und Transparentmachung der Vorgänge, auch durch Erklärungen und Erinnerung an diese Schicksale in den Beschriftungen der Museumsexponate.

10. Mai: Stefan Wittenbrink aus Beckum hielt seinen Vortrag „Der karolingische Münzschatzfund von Pilligerheck“ (s. a. Bericht im NNB 10/2022 unter Speyer). Die vielen Fragen und die rege Diskussion im Anschluss beweisen, dass auch das „schwierige“ Mittelalter die Sammler und Geschichtsinteressierte begeistern kann, besonders bei einer spannenden Fundgeschichte und gut ausgeprägten Münzen.

14. Juni 2023: Peter Zgorzynski aus Frankfurt sprach aus der Sicht des Experten über „Fälschungen von Goldmünzen“, vor allem modernen ab dem 19. Jahrhundert. Vgl. dazu in diesem NNB den entsprechenden Bericht der Numismatischen Gesellschaft zu Berlin vom 26. Oktober 2023.

12. Juli: Dirk Wilhelmy aus Hannover stellte die „Eisenbahn auf Münzen - nicht nur für Technikbegeisterte“ vor. Der Referent verband sein langjähriges Interesse an der Eisenbahn mit seiner Begeisterung für Numismatik und führte in seinem Vortrag fast rund um die Welt durch zwei Jahrhunderte und mit verschiedenster, oft sehr zeittypischer Gestaltung. Er konnte sich aber auch kritische Anmerkungen zu den modernen reinen Sammlerprägungen oft ohne echten Anlass nicht verkneifen.

9. August: Es gab zwei äußerst fundierte Kurzvorträge zur antiken Numismatik. Zuerst erklärte Bernd Hamborg aus Uelzen „Die Feldzeichen der römischen Legionen“, das militärische Signalwesen, und die Darstellung der verschiedenen Ausführungen wie Legionsadler auf den Münzen. Dann referierte Jens Broszeit aus Hannover über „Die frühen Münzbilder aus Ägina, Korinth und Athen“. Diese zeigen oft, aber eben nicht immer eine der Hauptgottheiten der Stadt oder ihre Attribute, z. B. sind alle Erklärungsversuche für die See- und später Landschildkröten auf den Münzen von Ägina umstritten.

27. August: Eine Exkursion mit einer kleinen, aber hochinteressierten Gruppe führte als Fahrgemeinschaften ins Abteimuseum Liesborn, wo uns der Leiter Dr. Sebastian Steinbach selbst durch die Ausstellung führte, mit Schwerpunkt auf dem Liesborner Evangeliar und seiner faszinierend gestalteten Präsentation.

11. Oktober: Rüdiger Köhler aus Garbsen stellte „Die österreichischen 100-Schilling-Gedenkmünzen etc. und ihre historischen Hintergründe“ vor, in Fortsetzung seiner früheren Vorträge über die kleineren Nominale. Dieser erneut ebenso bildende wie unterhaltsame Vortrag hätte mehr Teilnehmer verdient gehabt, aber das Problem haben andere Vereine ja auch.

8. November: Hans-Ulrich Matthaei aus Hameln machte viel mehr als bloß „Anmerkungen zu den Dünnpfennigprägungen im nordwestlichen Harzvorland in der ersten Hälfte des 12. Jhs.". Über diese seltenen, schlecht ausgeprägten Münzen, die neben den richtigen zweiseitigen Pfennigen und den Brakteaten nur eine Episode blieben, wurde bisher kaum etwas publiziert. Dem Referenten gelang es, die bekannten Dünnpfennigprägungen von Goslar, Hildesheim und Braunschweig trotz der oft kaum erkennbaren Münzbilder plausibel, z. B. anhand erkennbarer Beizeichen, den Prägestätten und Herrschern bzw. Zeiträumen zuzuordnen.

Dirk Wilhelmy

Vortragsprogramm 2022

Reinhard Kühn, Garbsen: „Das Paradoxon der LIMA-Edition: Numismatik und Heldentum“

Prof. Dr. Achim Lichtenberger, Münster: „Die kaiserzeitliche Münzprägung von Tyros“

Sophie Preiswerk, Heidelberg: „Funktion und Bedeutung von Porträts auf Medaillen der Frühen Neuzeit"

Dr. Simone Vogt, Hannover: „Menschen, Tiere, Sensationen. Münzen und Medaillen mit Tiergeschichten zum Staunen"

Rüdiger Köhler,Garbsen: Vortragsreihe über die österreichischen Gedenkmünzen,  50-Schilling-Stücke

 

Jahresrückblick 2022

9. März 2022: Die erste Veranstaltung nach der Corona-Pause war ein leider noch nicht so gut besuchter Vortrag von Reinhard Kühn aus Garbsen über „Das Paradoxon der LIMA-Edition: Numismatik und Heldentum“. Diese britische Münzserie wurde 1745/46 unter Georg II. aus von französischen Schiffen erbeutetem Silber und Gold geprägt. Die Aufschrift LIMA stand für die spanisch-amerikanische Herkunft des Edelmetalls, und diente in diesen kriegerischen Zeiten der Betonung der Überlegenheit. (vgl. den ausführlichen Aufsatz in Geldgeschichtliche Nachrichten Heft 317).

23. März: Den jedes Jahr zusammen mit dem MAK veranstalteten Eligius-Vortrag hielt Prof. Dr. Achim Lichtenberger von der Universität Münster über „Die kaiserzeitliche Münzprägung von Tyros“. Den Stadtprägungen mit Eule der Perserzeit folgten Prägungen als Reichsmünzstatte nach Eroberung durch Alexander d. Gr., unter den Ptolemäern und Seleukiden. Von den autonomen städtischen Prägungen ab 126/5 v. Chr. fanden die Didrachmen (Schekel) mit jugendlichem Herakles-Melkart und Adler überregionale Verbreitung. Die frühen pseudo-autonomen Prägungen (ohne Kopf und Namen der Kaiser) hatten ein traditionelles und erst nach Erhebung zur Colonia und Provinzhauptstadt unter Septimius Severus ein größeres Bilderspektrum. 219-221 verlor Tyros wegen Unterstützung des Usurpators Verus temporär die Titel Metropolis und Colonia und die Themenvielfalt explodierte bis zu den letzten Prägungen unter Gallienus.

13. April: In der Jahresmitgliederversammlung stellte der Präsident fest, dass die Pandemie zwar die Veranstaltungen und deren Teilnehmerzahl stark reduziert hat, aber keine Corona-bedingten Mitgliederverluste zu beklagen waren und die Mitgliederzahl durch in dieser Zeit kaum erwartete Beitritte fast konstant blieb. Nach drei Jahren waren wieder Vorstandswahlen erforderlich. Die NGH freut sich sehr, dass Frau Dr. Simone Vogt als Schriftführerin neu in den Vorstand gewählt wurde, was auch eine Bekräftigung der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem MAK ist. Uwe Meinhardt als Schatzmeister, Bernd Hamborg als Vizepräsident und Dirk Wilhelmy als Präsident wurden in ihren Ämtern bestätigt.

11. Mai: Frau Sophie Preiswerk aus Heidelberg sprach über die „Funktion und Bedeutung von Porträts auf Medaillen der Frühen Neuzeit". Sie stellte die plausible These auf; dass Porträts auf Medaillen (und Münzen) schon seit der Renaissance oft kanonisiert und emblematisiert werden, auch als immobilisierte, nur vermeintlich lebensechte Bilder. Das typische Bildnis wird zum sofort wiedererkennbaren Zeichen, und bekommt durch die Titel in der Legende fast offiziellen Charakter, wie ein Siegel oder Wappen. Hingegen dienen die vielfaltigen Reversdarstellungen der Verbreitung der Botschaft bzw. des Anlasses. Also „vorne Logo, hinten Motto" (z. B. auf den Medaillensuiten Napoleons).

8. Juni: Frau Dr. Simone Vogt vom MAK Hannover hielt einen Vortrag über „Menschen, Tiere, Sensationen. Münzen und Medaillen mit Tiergeschichten zum Staunen". Der allgemeine Überblick spannte wegen des unerschöpflichen Themas notwendigerweise eher knapp den Bogen von der Antike bis zum Niedersachsenross auf Münzen und Medaillen. Das Hauptthema war jedoch die Vorführung des Panzernashorns »Jungfer Clara" im Jahr 1746 auch in Hannover (nach dem von Dürer porträtierten das zweite in Europa).

13. Juli: Unser langjähriges Mitglied Rüdiger Köhler aus Garbsen setzte seine beliebte Vortragsreihe über die österreichischen Gedenkmünzen fort und stellte jetzt die 50-Schilling-Stücke vor. Die Kombination aus den Münzabbildungen mit Bildern und Fakten erweckte die Geschichte unseres Nachbarlandes zum Leben.

10. August: Zum Ausgleich für die durch die Pandemie ausgefallenen zwei Weihnachtsfeiern und zur Befriedigung des Bedürfnisses nach Geselligkeit und Kommunikation trafen sich Mitglieder und Partner zu einem kleinen Sommerfest bei schönstem Wetter draußen mit Speisen vom Grill, Getränken und guter Stimmung.

24. September: Statt eines Vortrags band zum ersten Mal nach der Corona-bedingten Unterbrechung wieder eine Exkursion des Vereins statt. Die ganztägige Exkursion ging mit der Bahn nach Magdeburg. Beim Stadtrundgang zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten beeindruckten die Teilnehmer nicht nur die alten Bauten und Denkmäler, sondern auch das Hundertwasserhaus. Nach dem Mittagessen folgte als Höhepunkt die Führung durch den Dom, die erste gotische Kathedrale in Deutschland, und das Dommuseum.

12. Oktober: Unser Vizepräsident Bernd Hamborg aus Uelzen sprach über „Herkules Farnese - Bildnisse und Münzen“. Der sogenannte Herkules Farnese ist eine für die Caracallathermen in Rom gefertigte Marmorkopie der vom griechischen Bildhauer Lysipp um 320 v.Chr. geschaffenen Bronzestatue des ausruhenden Herakles. Rom selbst und über 70 Städte, vor allem im Osten des Reiches, haben dieses Motiv auf die Rückseiten ihrer Münzen gesetzt, insgesamt mehr als 550 verschiedene Münztypen.

16. November: Statt eines konkurrierenden eigenen Vortrags schlossen wir uns gerne dem des Fördervereins „Antike und Gegenwart“ des MAK an. Er wurde gehalten von Frau Dr. des. Hülya Vidin, der Kuratorin der Münzsammlung des Niedersächsischen Landesmuseums in Hannover, zum Thema „Weltwunder - Macht - Reichtum: Das Herrschergeschlecht der Hekatomniden“. Der Vortrag war eine fundierte Einführung in die Geschichte der Dynastie als karische Herrscher und persische Satrapen, deren berühmtes Mitglied Maussollos war, ihre Städte wie Mylasa und Halikarnassos, ihre Bauten wie das Mausoleum im heutigen Bodrum, und besonders ihre autochthonen bzw. mit lokalen Attributen versehenen Götter wie Zeus Labraundos - mit Doppelaxt - und Zeus Osogoa. Anschaulich wurde gezeigt, wie sich das alles in der Münzprägung widerspiegelt.

7. Dezember 2022: Das traditionelle Weihnachtsessen fand mit etwas weniger Mitgliedern und Partnern als vor der Corona-Unterbrechung, aber mit gutem Essen, einem humorvollen und lehrreichen Quiz und bei angeregten Gesprächen statt.

Dirk Wilhelmy

Vortragsprogramm 2021

Bernd Hamborg, Uelzen : „Die Münzen der Römer. Eine Einführung in der Numismatik der römischen Republik“

 Dr. Hans-Jürgen Ulonska, Erfurt: "Gustav II. Adolf im Spiegel von Münzen und Medaillen
– unter besonderer Berücksichtigung des 30- jährigen Krieges –"

Vortragsprogramm 2020

Rüdiger Köhler, Garbsen: Die österreichischen 25-Schilling-Gedenkmünzen und ihre historischen Hintergründe

Dr. Simone Vogt, Hannover: Taler und Medaillen Augusts des Starken

Dr. Frank Berger, Frankfurt am Main: Das Geld der Dichter. Einkommen und Auskommen zur Goethezeit

Dr. Simone Vogt, Hannover: Geld der Osker – Münzen aus Atella

Dr. Florian Haymann aus Frankfurt/Main:  „In hoc singulari signo: Ein neuer Solidus Konstantins des Großen mit Kreuzfeldzeichen"

 

Jahresrückblick 2021

Jahresrückblik 2021

8. September 2021: Als erste Veranstaltung nach der langen zweiten Corona-Unterbrechung fand die vom Frühjahr verschobene Jahresmitgliederversammlung statt. Der Rechenschaftsbericht des Präsidenten fiel durch die meist abgesagten Vorträge knapp aus, Vorstand und Kassenprüfer wurden ohne Gegenstimmen entlastet, und Neuwahlen standen nicht an.

13. Oktober 2021: Unser Vizepräsident Bernd Hamborg aus Uelzen sprach über „Die Münzen der Römer. Eine Einführung in der Numismatik der römischen Republik“. Der Aufstieg Roms von einer bäuerlichen Kleinstadt zu einer politischen und wirtschaftlichen Macht in Italien und später im ganzen Mittelmeerraum erforderte eine entsprechende Entwicklung des Geldsystems. Von den Anfängen der gegossenen AE-Barren und des AE-Schwergelds über das an unteritalische griechische Münzen angelehnte erste geprägte Silber bis zur Einführung des Denars um 211 v. Chr. mit zugehörigen geprägten AE-Nominalen wurde dies anschaulich dargestellt. Nach Etablierung dieses Systems mit anonymen Prägungen folgte eine zunehmende Familienpropaganda der Münzmeister auf ihren Münzen, und ab Sulla auch der politischen Führer. Dies kulminierte in den imperatorischen Prägungen, ab Cäsar auch mit Porträt - zunächst ein Tabubruch und mit Anlass für seine Ermordung, aber danach die Regel. Nach dem Sieg des Octavian im Bürgerkrieg schuf dieser das römische Kaierreich, offiziell erst nur als Prinzipat. Er erweiterte das Währungssystem um die Aurei als erste massenhafte römische Goldprägung. Auch die in der späten Republik vernachlässigten AE-Nominale vom Quadrans bis zum Sesterz wurden wieder in großer Zahl emittiert, anders als Silber und Gold zunächst weiter als Münzmeisterprägungen in republikanischer Tradition.

 

10. November 2021: Der im Vorjahr ausgefallene Vortrag von Dr. Hans-Jürgen Ulonska aus Erfurt über „Die Münzprägungen Gustav II. Adolf König von Schweden in Deutschland" konnte endlich nachgeholt werden. Dieser begann nach seiner Landung auf Usedom im Jahr 1630 auch in Deutschland eine reichhaltige Prägetätigkeit zur Finanzierung seiner Feldzüge, meist aus erbeutetem Kirchensilber. Dafür benutzte er vor allem die Kreismünzstätten, wodurch ausweislich der gezeigten Münzfotos zwar nicht immer die Qualität der Stempel und Ausprägung gesichert war, aber in der Regel zumindest eine akzeptable Guthaltigkeit. Unter den Prägestätten waren u. a. Wolgast, Erfurt, Frankfurt, Würzburg und Augsburg. Die Prägeorte einiger, vor allem posthumer Prägungen sind bis heute nicht völlig gesichert, aber inzwischen konnte z. B. auch Straßburg archivalisch eindeutig als Prägestätte nachgewiesen werden. Auch nach dem Tod des Königs in der Schlacht von Lützen 1632 wurde weiter in seinem Namen geprägt. Diese Interimsprägungen reichten in Gebieten, deren Verbleib zunächst unklar war, bis zum Vollzug des Westfälischen Friedens 1650, und in den Schweden zugesprochenen Gebieten noch länger. Hinzu kommen viele Medaillen auf ihn schon zu Lebzeiten und nach seinem Tod, aber auch auf den evangelischen Glauben.

Dirk Wilhelmy

Jahresrückblick 2020

Jahresrückblik 2020

8. Juli 2020. Den ersten Vortrag nach der Corona-Zwangspause hielt Dr. Florian Haymann aus Frankfurt/Main zum Thema „In hoc singulari signo: Ein neuer Solidus Konstantins des Großen mit Kreuzfeldzeichen“. Die erst 2018 bekannt gewordene Goldmünze aus Ticinum hat einen bisher unbekannten Reverstyp und hilft bei der Klärung strittiger schriftlicher Überlieferungen. Sie wird auf das Jahr 315 datiert und zeigt nach heutigem Stand der Datierungen das früheste christliche Symbol auf einem offiziellen Zeugnis des römischen Reichs. Der stehende Kaiser mit Rüstung blickt den Betrachter für die Zeit ungewöhnlich frontal an, auf seinem Schild ist ein Siegesmal dargestellt und sein Fuß steht auf einem Besiegten. In der rechten Hand hält er ein Feldzeichen mit Rundscheibe unter dem breiten Querbalken, dessen Spitze durch einen kleinen Querbalken dezent aber eindeutig als Kreuz ausgebildet ist, wie auf bereits bekannten, aber deutlich späteren Münzen. Die Darstellung bestätigt den Bericht des Kirchenhistorikers Eusebius, vor allem in der lateinischen Version seines Übersetzers Rufinus von Aquileia über die zu Ehren Konstantins in Rom ausgestellten Standbilder mit „Feldzeichen mit dem Kreuz des Herrn", die man sich ähnlich ausgestattet vorstellen muss. Hingegen passen die Fragmente der bekannten sitzenden Kolossalstatue auf dem Kapitol nicht zur Beschreibung, und sie ist auch später zu datieren. Später tauchen auf dcii Münzen von Konstantin zwar vermehrt christliche Zeichen auf, aber auch Verweise auf den Sonnengott Sol als Schutzgott; die „heidnische" Tradition wird also noch keineswegs verdrängt.

12. August: Frau Dr. Simone Vogt vom Museum August Kestner in Hannover sprach über das „Geld der Osker - Münzen aus Atella“. Die Osker siedelten auf italischen Halbinsel nördlich von Neapel, aber die Abgrenzung der Völker und Sprachen war schon in der Antike oft unklar, und über sie ist viel weniger bekannt als über die Römer selbst oder die Griechenstädte in Italien. Livius berichtet, dass zur Zeit des 2. Punischen Krieges nach der Schlacht bei Cannae 216v. Chr. die Städte Capua, Calatia und Atella von Rom abfielen. Überliefert sind lokale Bronzemünzen dieser Städte in einem einheitlichen Nominalsystem und mit z.T. gleichen Münzbildern, während nur die dominierende Stadt Capua auch eine Silberprägung hatte. Eine »Capuaner Liga" kann vermutet werden, ist aber nicht überliefert. Auffallend ist, dass die Münzen trotz des Abfalls von der Vorherrschaft Roms nicht nur dem römischen post-semiibralen As-Gewichtsstandard folgen, sondern auch eine sehr römische Ikonographie übernahmen; vielleicht wegen doch ähnlicher Denkweise oder um die Akzeptanz der neuen Münzserie sicherzustellen. Es gibt aber auch Münzen mit Elefant auf der Rückseite, die offenbar auf Karthago bzw. Hannibal hinweisen; evtl. eine getrennte Serie zur Bezahlung von Söldnern? Aber schon 211 v. Chr. wurden die Städte von Rom erobert und zerstört, die Bewohner getötet oder versklavt, wodurch auch ihre kurzlebige Münzprägung endete. Eine Bronzemünze von Atella konnte jetzt vom Förderverein des Museums für seine Münzsammlung erworben werden.

Dirk Wilhelmy

Vortragsprogramm 2019

Vortragsprogramm 2019

Dr. Wolfgang Zeuge Hamburg: „Der Lübisch-Hamburgische-Münzfuß bis zur Einführung der Reichswährung 1572“

Dr. Ralf Wiechmann (Stellvertretender Direktor Museum für Hamburgische Geschichte): „Haithabu und das Geld der Wikinger“

Prof. Dr. Johannes Nolle (München): „Tieropfer, Tiertötung und Fleischgenuss im Spiegel griechischer Münzen. Was wir im Umgang mit Tieren von den Griechen lernen können“

Reinhard Kuhn (Garbsen): „Lautenthals Glück- Numismatische Betrachtungen zum gesellschaftlichen Wandel in der frühen Neuzeit“

Rüdiger Köhler (Garbsen): „Sondergedenkmünzen-Serie 1000 Jahre Österreich“

Dr. Simone Vogt:  „Die Biographie eines Schatzfundes: 390 n. Chr. bis 1934“

Bernd Hamborg (Uelzen): „1000 Jahre Rom und andere Feiern“

Prof. Dr. Bernhard Weisser (Staatliche Museen zu Berlin): „Das Münzkabinett Berlin: gestern - heute – morgen“.

 

Jahresrückblick 2019

Jahresrückblik 2019

13. November: Klaus Giesen aus Damme stellte „RIGEMAGO - Die königliche Münzstätte Remagen im 11. Jh.“ mit ihren verschiedenen Phasen und Münztypen vor. In der sächsisch-fränkischen Kaiserzeit erzählen die Münzen mehr als Dokumente. Die Münzstätte Remagen wurde wie Duisburg von Kaiser Konrad II. als Ersatz eingerichtet, als er auf sein Münzrecht in Köln zugunsten des Erzbischofs Pilgrim verzichtete, und prägte etwa 60 Jahre lang. Der Referent identifiziert acht Remagener Pfennigtypen, zunächst schwere wie in Köln, die letzten drei leichter wie am Mittelrhein. Außer den letzten beiden mit einer Art Stadtburg tragen alle auf dem Revers den Kölner Stadtnamen in drei Zeilen +SCA/COLO/-i-AG, kombiniert u.a. mit Kreuz, Kopf des Königs, und den Aposteln Simon und Judas nach Goslarer Vorbild. Sehr ungewöhnlich ist der Typ mit dem Stadtnamen RIGEMAGO als Umschrift des Königskopfs statt dessen Namen und Titel. Auch Simon und Judas kommen sowohl mit RIGEMAGO als auch mit ihren Namen als Umschrift vor. Vielleicht ist das ein Indiz für eine Verpachtung der Münzstätte an die Stadt.

9. Oktober: Dirk Wilhelmy aus Hannover sprach über „Keltische Münzen - ein Überblick“. Einleitend wurde auf vorgeschichtliche Ursprünge, Expansion und Niedergang der Kelten und ihre Siedlungsgebiete zu verschiedenen Zeiten eingegangen, mit Hinweis auf die Probleme der Abgrenzung von Germanen und anderen Völkern, aber auch der keltischen Stämme untereinander. Danach wurde anhand vieler Beispiele versucht, die Materialfülle der keltischen Münzen zu strukturieren, u. a. nach Machart auch mit Sonderformen, Münzmetallen, Prägung oder Guss, Nachahmungen oder eigenständige Münzbilder. Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den west- und ostkeltischen Münzen. Nach Auffassung des Referenten sind die Nachahmungen griechischer und römischer Münzen oft nicht etwa durch Unvermögen oder Missverständnis barbarisiert, sondern bewusste Übersetzungen in die keltische Formensprache.

11. September 2019. Dr. Ulrich Werz aus Hannover hielt einen Vortrag zum Thema „Der Münzzufluss in die Germania Magna - die Zeit von Trajan bis Caracalla“. Durch möglichst vollständige Erfassung und Kartierung der Münzfunde in Germanien und den römischen Provinzen nach Anteil der Nominale, Metalle und Kaiser lassen sich Schlüsse auf Münzumlauf und -zufluss zu verschiedenen Zeiten ziehen. Allerdings enthalten alle Funde aus Germania Magna kaum mehr Münzen als die aus einzelnen römischen Städten. Gold findet sich selten, meist entlang des Limes. Im Reich findet man Bronze und Silber oft zusammen, entsprechend einem normalen Geldumlauf, vor allem in Städten. Hingegen findet man in Germanien meist reine AE- oder öfter AR-Horte, ein Indiz dafür, dass die Münzen eher als Kleinbarren oder Rohmaterial dienten. Denare nach Absenkung des Silbergehalts finden sich in Germanien weniger als die frühen guten; bei Subsidien bzw. Geschenken akzeptierten die Barbaren anscheinend das schlechtere Geld nicht.

14. August 2019: Prof. Dr. Bernhard Weisser von den Staatlichen Museen zu Berlin hielt einen umfassen den Vortrag über „Das Münzkabinett Berlin: gestern - heute – morgen“. Hochspannend war insbesondere, wie die verschiedenen Direktoren und Kuratoren jeweils die Ausrichtung und Erwerbstätigkeit des Kabinetts prägten, aber z.T. auch interne Rivalitäten mit ihren Kollegen pflegten (ausführlicher Bericht zum selben Vortrag bei den Erfurter Münzfreunden im NNB Juli 2019, S. 265).

10. Juli 2019: Unser Mitglied Reinhard Kuhn aus Garbsen sprach über „Lautenthals Glück - Numismatische Betrachtungen zum gesellschaftlichen Wandel in der frühen Neuzeit“. In zwei Phasen wurden für verschiedene Herrscher von Braunschweig-Lüneburg und Braunschweig-Wolfenbüttel Ausbeutemünzen auf die Grube „Lautenthals Glück“ geprägt, 1681-85 Löser und Taler und erneut 1745-72 Taler ähnlich wie für andere Gruben. Auf den ersten Blick ähneln sich die Motive der Lautenspielerin in einer Landschaft mit Bergbauanlagen, aber die Details spiegeln den Wandel der Denkweisen wieder - hier nur grob verkürzt wiederzugeben: Die frühen Prägungen zeigen sie wie eine Allegorie als Fortuna mit Segel und auf einer Schnecke schwebend in einer weiten Tallandschaft, am Himmel die Sonne und der Name Jehova im Strahlenkranz. Das zeigt noch das seit dem Mittelalter in allen Bereichen religiös durchzogene Leben; man glaubte daran, dass Gottes Gnade den Bergbau ermöglicht. Auf den späteren Talern erlaubt die naturalistische Fortuna ohne Attribute, zwischen größeren Gebäuden mit weniger Landschaft und unter leerem Himmel, eine Identifikation mit der Darstellung. Gott ist nicht mehr sichtbar, als Rechtfertigung genügte das eigenverantwortliche, tugendhafte Handeln.

12. Juni 2019. Bernd Hamborg aus Uelzen hielt einen Vortrag über „1000 Jahre Rom und andere Feiern“. Die Säkularfeiern und andere Jubiläen sind dem Datum der Gründung Roms, nach Varro 753 v. Chr., z.T. schwierig zuzuordnen. Als Saeculum bezeichnet man heute 100 Jahre, aber in der Frühzeit Roms nur eine Generation von ca. 30 Jahren. In der Kaiserzeit gab es zwei Rechnungsweisen mit verschiedener Dauer eines Saeculums, meist 110 Jahre. Zudem wurden die Feiern auch aus politischen Gründen oft vorverlegt oder verschoben. Die erste Säkularfeier veranstaltete Augustus 17 v. Chr. zur politischen Selbstdarstellung, und gab dazu auch Münzen heraus. Die Münzmotive der vorgezogenen Säkularfeier Domitians von 88 n. Chr. (statt 94) lehnten sich an die des Augustus an, auf Bronzen ergänzt um diverse Opferszenen. Die Feier des Septimius Severus im Jahr 204 war termingerecht, aber mit weniger Münzprägungen. Am bekanntesten sind wohl die Münzen des Philippus Arabs, vor allem mit diversen Tierdarstellungen zur 1000-Jahrfeier Roms im Jahr 248 (wegen Kriegs im Osten nicht 247).

8. Mai 2019: Der Verein schloss sich dem Museumsvortrag von Frau Dr. Simone Vogt über „Die Biographie eines Schatzfundes: 390 n. Chr. bis 1934“ an. Anlässlich der Ausstellung über NS-Raubkunst und Provenienzforschung wurde vier römischen Solidi von Constantius II. bis Valentinianus II. im MAK nachgespürt, die aus dem Schatzfund von 1926/27 aus Zagörzyn in Polen stammen, wie z. B. das barbarische große Goldmedaillon in Berlin. Dass der Fund damals nicht gemeldet und direkt an Museen und Handel veräußert wurde, hat heute rechtlich keine Folgen mehr. Aber da die Goldmünzen vom Händler Dr. Philipp Lederer in Berlin stammen, der als Jude verfolgt wurde und emigrierte, wäre für die beiden 1934 erworbenen Stücke zu prüfen, ob der Verkauf noch ohne Druck und zu fairen Preisen erfolgte.

10. April 2019: Unser langjähriges aktives Mitglied Rüdiger Köhler aus Garbsen stellte die „Sondergedenkmünzen-Serie 1000 Jahre Österreich“ vor. Dabei ging es nicht nur um die hübsch gestalteten Münzen selber, sondern vor allem um die darauf dargestellten Meilensteine der österreichischen Geschichte. Beginnend mit der ersten Erwähnung von „Ostarrichi“ in einer Schenkungsurkunde des römisch-deutschen Kaisers Otto III. von 996, und bis in die Nachkriegszeit reichend, wurden die Ereignisse und ihre Hauptpersonen anschaulich geschildert und mit vielen Fotos von Gemälden, Urkunden, Bauten etc. illustriert.

27. März 2019: Den gemeinsam mit dem Museum August Kestner veranstalteten Eligiusvortrag hielt Prof. Dr. Johannes Nolle aus München zum Thema „Tieropfer, Tiertötung und Fleischgenuss im Spiegel griechischer Münzen. Was wir im Umgang mit Tieren von den Griechen lernen können“. Die Elemente der Opferung von der Aufzucht, Begutachtung und Prozession der Tiere bis zu ihrer rituellen Tötung, dem Verteilen des Fleischs, Wettbewerben und Unterhaltungsprogramm im Rahmen antiker Feste konnte der Referent auf vielen griechischen und provinzialrömischen Münzen zeigen und erklären, z. B. mit Bändern geschmückte Opferstiere oder ganze Gruppenszenen mit Opfertier und Priestern oder Göttern. Auf einigen Münzen ist angedeutet, wie auch in Texten überliefert, dass die Tiere sich freiwillig zum Opferaltar begeben; das zeigt ein Bedürfnis, die Tötung zu legitimieren. Das Töten eines Tieres war ein besonderer Akt, und die Würde des Tiers musste geachtet werden. Fleisch zu essen war nicht alltäglich, sondern meist mit Festtagen verbunden. Das steht im Kontrast zum heutigen gedankenlosen, oft übermäßigen Fleischkonsum, aber auch zur ideologischen oder moralisierenden völligen Verteufelung des Verzehrs.

13. Februar 2019: Dr. Ralf Wiechmann vom Museum für Hamburgische Geschichte berichtete über „Haithabu und das Geld der Wikinger“. „Wikinger“ bezeichnete keine Volkszugehörigkeit, sondern einen losen Verband durch Raub und Handel, zwischen Skandinavien und Siedlungen bis Russland, Sizilien und Kanada, von etwa 800-1100. In diese Zeit fiel der Übergang zum Christentum, die Entstehung der drei skandinavischen Königreiche und die Verbreitung frühstädtischer Siedlungen uns die Ostsee. Frühe Schatzfunde enthalten meist „Hacksilber“ aus Münzen und Schmuck, absichtlich fragmentiert und abgewogen. Haithabu bei Schleswig entstand um 800 als verkehrsgünstiger und doch geschützter Umschlagplatz zwischen Skandinavien und Mitteleuropa, und war im 10. Jh. die erste stadtartige Siedlung in Nordeuropa. Die Münzprägung begann um 825 mit Nachahmungen karolingischer Denare, später auch mit anderen Rückseiten, z.B. Schiffen. Nach einer Pause entstanden um 900-980 „Halbbrakteaten“, dünne zweiseitige Pfennige, deren Stempel sich auf die Gegenseite durchdrückten, mit immer abstrakteren Bildern. Viele Funde islamischer Dirhams belegen den weitreichenden Handel. Ein einzelner byzantinischer Solidus ist als Fibel umgearbeitet und beweist keinen direkten Handel mit Byzanz. Aus Westeuropa fand man u.a. Karolingerdenare, friesische Sceattas, Sachsenpfennige und englische Pennies. Alle Funde häufen sich im Bereich des Hafens. Die Münzprägung in Haithabu endete Mitte des 11. Jhs. unter Dänen und Slawen, und wenig später auch die Wikingerzeit.

 9. Januar 2019: Dr. Wolfgang Zeuge aus Hamburg sprach zum Thema „Der Lübisch-Hamburgische Münzfuß bis zur Einführung der Reichswährung 1572“. Einleitend stellte er die damals üblichen Gewichts- und Zähleinheiten, ihre Unterteilung und die Angaben zu Münzfuß und Feingehalt vor, die an das Dezimalsystem gewöhnte Zuhörern schwer verständlich sind. Es folgte ein geschichtlicher Überblick für Lübeck als freie Reichstadt und Hamburg als Besitz der Schauenburger Grafen von Holstein. Der Münzfuß wurde ab etwa 1190 für leichte Hohlpfennige verwendet, und ab 1255 durch Verträge zwischen Hamburg und Lübeck festgeschrieben, meist auch unter Beteiligung von Wismar und Lüneburg, sowie anderer Städte wie Rostock, Stralsund und nur 1406 auch Hannover. 1365 begann die Wittenprägung, 1379 wurde der erste Vertrag des „Wendischen Münzvereins“ abgeschlossen und die Hohlpfennigprägung eingestellt, ab 1433 gab es erstmals Schillinge als Münze und nicht nur als Recheneinheit, und ab 1468 auch Doppelschillinge. Die ersten Großsilbermünzen scheiterten am zu hohen Silbergehalt bei festem Wertverhältnis zum Gold. Erst die ganzen und halben Hamburger Mark ab 1506 konnte sich durch ihren geringeren Münzfuß behaupten und liefen noch lange um, nachdem der Reichsmünzfuß von 1572 diese Epoche beendet hatte. Dabei sank der Münzfuß im Laufe der Zeit zwar immer mehr ab, aber mit durchschnittlich 0,55% pro Jahr doch sehr wenig.

Dirk Wilhelmy

Vortragsprogramm 2018

Vortragsprogramm 2018:

10.01.2018, Dr. habil Sebastian Steinbach  - Die Bedeutung der islamischen Expansion für die (Geld-)Wirtschaft im mediterranen Raum des Hochmittelalters am Beispiel von al-Andalus (ca. 711-1031)".

14.02.2018, Jens-Ulrich Thormann  - „Nominale der römischen Münzstätte Alexandria“.

14.03.2018, ELIGIUS-Vortrag Dr. Wolfgang Fischer-Bossert - „Die ältesten Münzen: Die frühe Elektronprägung in Kleinasien".

11.04.2018, Dr. Robert Lehmann - "Möglichkeiten und Grenzen moderner Münzanalysen – Beispiele und Innovationen"

9.05.2018, Julia Fesca - „Reformationsmedaillen“

13.062018, Dr. Ulrich Werz - „Imitationen reichsrömischer Prägungen“

11.7.2018, Dr. Karola Hagemann  - "Sexualität im alten Rom im Spiegel der historischen und numsimatischen Quellen".

8.8.2018, Peter Kewitsch  - "Eine kleine Kulturgeschichte des Goldes". Vom Suchen und Finden, vom Kampf und der Gier, vom "Machen" des Goldes und von der Nützlichkeit

12.9.2018, Dr. Karola Hagemann und Dr. Robert Lehmann  - "Kleinasien und die früheste lydische Münzprägung im Spiegel neuster archäologischer Grabungen"

10.10.2018, Dr. Robert Lehmann  - "Möglichkeiten und Grenzen moderner Münzanalysen – Beispiele und Innovationen"

14.11.2018, Dr. Robert Lehmann, Dr. Karola Hagemann  - "Neue und alte römische und frühmittelalterliche Schatzfunde in der Region Hannover im Blick neuer archäologischer Erkenntnisse"

Jahresrückblick 2018

Jahresrückblik 2018:

5. Dezember 2018: Trotz des für die Weihnachtsfeier ungewohnten Termins am Mittwoch fanden sich fast 20 Mitglieder und Partner zusammen, um im bewährten Rahmen das Vereinsjahr gemütlich ausklingen zu lassen und bei leckerem Essen gute Gespräche nicht nur über das Münzsammeln zu führen.

14. November: Dr. Karola Hagemann und Dr. Robert Lehmann referierten gemeinsam über „Neue und alte römische und frühmittelalterliche Schatzfunde in der Region Hannover im Blick neuer archäologischer Erkenntnisse“. Während in Niedersachsen sehr wenige keltische Münzen gefunden wurden, gibt es auch weit östlich des Rheins bemerkenswert viele römische Münzfunde. Die Referenten kombinierten die überlieferten geschichtlichen Ereignisse der Feldzüge unter Nero Claudius Drusus, Tiberius als Feldherr unter Augustus, Statthalter Quintiius Varus und Nero Claudius Germanicus mit den ergrabenen Lagern und anderen Quellen, besonders Münzfunden. Schon länger bekannte Funde wie der augusteische Denarhort von Gehrden bei Hannover müssen unter Berücksichtigung der jeweiligen Schlussmünzen mit neueren Funden wie dem Marschlager Wilkenburg ,oder doch mit Varus in Verbindung gebracht werden. Aber auch spätere Zeugnisse, z.B. der Solidushort von Bantorf aus dem 4. Jahrhundert, oder Gräber und Münzfunde der Merowingerzeit, lassen auf germanische Siedlungsstrukturen, Handelsverbindungen und Verkehrswege, oder fremde Militärexpeditionen schließen.

10. Oktober: Unser langjähriges Vereinsmitglied Sepp Krüger betitelte seinen Vortrag bescheiden nur „Kappadokische Münzen“. Tatsächlich lieferte er einen spannenden Abriss der oft turbulenten Geschichte dieses Territoriums und seiner Herrscherdynastien in der Zeit des Hellenismus. Das Land im zentralen Hochland der heutigen Türkei geriet zeitweise unter die Vorherrschaft seines Nachbarn Pontos, der Seleukiden und schließlich Roms. Die meisten Silbermünzen zeigen den Kopf des Königs und auf der Rückseite eine stehende Athene, tragen den Namen des Herrschers und sind meist nach Regierungsjahren datiert. Das an sich einfache System wird aber durch Prägungen unter Vormundschaft der Königswitwen, immobilisierte eigene Typen und Nachahmungen seleukidischer Tetradrachmen verkompliziert. Und erst in jüngster Zeit wurde anhand gleicher Beizeichen und einer Stempelkopplung nachgewiesen, dass vom 15. Regierungsjahr des Ariarethes VI. bis zum Tod des Ariarethes VII. durchgehend eine abweichende Jahreszählung unter pontischer Vorherrschaft galt. Die daraus folgende Neudatierung der Herrscher bringt sie auch mit schriftlichen Überlieferungen in Einklang, die bisher als unzuverlässig abgetan wurden.

5. September 2018. Dr. Karola Hagemann und Dr. Robert Lehmann stellten „Kleinasien und die früheste lydische Münzprägung im Spiegel neuester archäologischer Grabungen“ vor. Die Referenten hatten auf einer Rundreise Städte wie Pergamon, Magnesia am Mäander, Sardeis und Ephesos besucht. Der Vortrag verband Fotos der heutigen Situation in den Städten, ihrem Umland und den Ausgrabungen mit mehr oder weniger ausführlichen Erläuterungen zur Geschichte und Münzprägung. Besonders ausführlich wurde auf die Bin Tepe, die „1000 Hügelgräber“ bei Sardeis, und die nach neuesten Erkenntnissen wohl etwa 25 Jahre frühere Datierung der dort z.T. begrabenen lydischen Könige wie Alyattes schon ca. 635-585 und Kroisos ca. 585-544 und der ihnen zugeschriebenen Münzen eingegangen.

8. August 2018: Dipl.-Ing. Peter Kewitsch aus Hannover präsentierte den Besuchern „Eine kleine Kulturgeschichte des Goldes“. Der Vortrag gliederte sich in folgende Schwerpunkte: Vom Suchen und Finden, vom Kampf und von der Gier, vom „Machen“ bzw. der Gewinnung und schließlich von der Nützlichkeit dieses Edelmetalls. Gold kommt in der Natur, anders als z.B. Silber, nur gediegen, also fast rein, vor. Es wurde schon in prähistorischer Zeit gefunden und genutzt. Umweltprobleme durch die Goldaufbereitung mit giftigen Substanzen spielen auch heute in den Abbauländern keine große Rolle gegenüber dem möglichen Gewinn. Die Nutzung des Goldes als Geld blieb im Vortrag bewusst weitgehend außen vor. (aus Bescheidenheit des Referenten gegenüber den Münzsammlern), ist aber heute auch nur noch Geschichte, und spielt beim aktuellen Goldverbrauch gegenüber Schmuck und technischen Anwendungen tatsächlich keine große Rolle mehr. 

11. Juli 2018: Bernd Hamborg aus Uelzen hielt gleich zwei kürzere, aber jeweils sehr materialreiche und kurzweilige Vorträge. Zuerst über „Sprüche und Redensarten mit Münzen der Antike“, wobei er die geläufigen Worte, davon viele aus der Bibel, durch Münzfotos illustrierte und fachkundig erklärte. Der Bogen spannte sich von „Reich wie Krösus“, illustriert mit einer Goldmünze dieses lydischen Königs mit Löwen- und Stier-Protome, über die „30 Silberlinge“ als „Judaslohn“ mit einem Schekel von Tyros, dem einzigen am Tempel in Jerusalem angenommenen Geld, bis zum überlieferten Auspruch Kaiser Vespasians zu seinem Sohn Titus „Geld stinkt nicht“, lateinisch „non olet“, bezüglich seiner neuen Urinsteuer. Der zweite Vortrag behandelte „Die Feldzeichen der römischen Legionen“. Diese waren primär nicht nur Kennzeichen der diversen Heeresteile, sondern ein wichtiger Teil des Signalwesens zur optischen Befehlsübermittlung an die Legionäre in der Schlacht. Am bekanntesten ist ihre Darstellung auf Münzen wohl auf den Legionsdenaren des Marcus Antonius. Wichtigstes Feldzeichen waren die Legionsadler, oft mit Blitzbündel, als Zeichen Jupiters. Auch das Vexilium als Signalflagge und Standarte der Kaiser taucht oft auf Münzen auf, in der christlichen Spätzeit als Labarum mit Christogramm.

13. Juni 2018: Unser Vereinsmitglied Dr. Ulrich Werz, renommierter Numismatiker und Bearbeiter der Münzfunde der römischen Villa Berg im Saarland, sprach über die „Imitationen reichsrömischer Prägungen“. Die Nachahmungen aus Nachbargebieten für den Geldumlauf müssen von zeitgenössischen Fälschungen unterschieden werden und können auch unser Wissen über Umlaufgebiete und Chronologie der als Vorlage benutzten originalen Münztypen vermehren.

9. Mai 2018: Frau Julia Fesca von der Universität Osnabrück sprach basierend auf ihrer Bachelorarbeit zum Thema „Der Kämpfer unseres Glaubens - Luther-Medaillen aus dem Kriegsjahr 1917“. Die Referentin konnte eindrucksvoll belegen, dass viele der Medaillen bedingt durch den 1. Weltkrieg nicht auf die Traditionen der vorherigen Reformationsjubiläen 1617/1717/1817 zurückgriffen. Die Bilder und die Inschriften sowie die Vorder- und Rück-Seiten wurden zunächst getrennt untersucht und dann die Medaillen je nach Stärke des Kriegsbezugs in verschiedene Kategorien eingeteilt. Neben den konventionell-religiösen Stücken fallen zahlreiche z.T. sehr martialisch wirkende auf, bei denen Luther als streitbare Identifikationsfigur offenbar nicht nur für die Protestanten, sondern für alle Deutschen zur Förderung der Siegeszuversicht in Anspruch genommen wurde.

11. April 2018: Frau Hanna Hilker aus Hemmingen hielt einen Vortrag über „Rom und seine numismatisch bedeutenden Bauten“. Ihre Begeisterung für das antike Rom vermittelte sich auch den Zuhörern. Angelegt als Stadtrundgang mit Schwerpunkt von den Etruskern bis zur späten Kaiserzeit und illustriert mit meist eigenen Dias der Referentin, dominierten naturgemäß die Tempel, Basiliken und anderen Bauten, die Kunstwerke in den Museen, sowie ihre Geschichte, aber es kamen auch ein paar Münzen und Münzsammlungen vor.

28. März 2018: Bei der Jahreshauptversammlung standen keine Wahlen an. Laut Rechenschaftsbericht des Präsidenten hatten wir einen geringen Rückgang auf 68 Mitglieder. Durch einen Termin weniger sank letztes Jahr auch die Teilnehmerzahl der Veranstaltungen etwas, jedoch waren die archäologischen Vorträge mit lokalem Bezug äußerst gut besucht. Die Finanzen sind laut Bericht des Schatzmeisters stabil. Vorstand und Kassenprüfer wurden ohne Gegenstimmen entlastet.

14. März 2018. Zunächst überreichte Vizepräsident Bernd Hamborg als Spende unseres Vereins an das Museum August Kestner die DGMK-Jahresmedaille 2017 auf Johann Joachim Winckelmann an Dr. Simone Vogt. Dann hielt Dr. Wolfgang Fischer-Bossert, Wien, den Eligiusvortrag über „Die frühe Elektronprägung“. Die Erforschung dieser allerältesten Münzprägung profitiert seit etwa 10 Jahren von technischen Neuerungen wie Digitalfotografie zur Feststellung von Koppelungen der Reverspunzen und günstigeren zerstörungsfreien metallurgischen Untersuchungen. Nach einer zeitweiligen Spätdatierung geht man wieder vom Beginn der Prägung ca. 650-625 v. Chr. aus, mit etwa 400 Münztypen vor Kroisos. Das Elektron wurde mit gleichbleibender Legierung hergestellt, das früher angenommene natürliche Elektron schwankt stärker und hat typisch einen höheren Goldgehalt als die Münzen. Die Münzserie des Phanes zeigt z.B. schon recht früh eine bewusste Reduzierung des Feingehalts nur der Statere. Die Reihe der lydischen Könige ist abweichend von der Überlieferung des Herodot nach den Münzinschriften, Stempelkopplungen und anderen Schriftquellen zu korrigieren in Gyges, Alyattes (Ardys) II., Sadyattes, Alyattes III. (gleichnamiger Enkel) und Kroisos. So hilft die Numismatik bei der Klärung historischer Zusammenhänge.

14. Februar 2018 Jens-Ulrich Thormann aus Osnabrück stellte umfassend die „Nominale der römischen Münzstätte Alexandria“ vor. In Ägypten galten nicht die römischen Münzen. Die Tetradrachme aus Silber bzw. später immer schlechterem Billon ist als größtes Nominal eindeutig überliefert, aber bei den Bronzemünzen sind die Bezeichnungen in der Fachliteratur wie in den Papyri etc. nicht eindeutig. Der normale Ägypter kam mit Silbergeld wohl kaum in Berührung. Das ursprüngliche griechische (attische) System war 1 Drachme = 6 Obole = 48 Chalkoi, entwickelte sich aber für Zahlungen in Silber oder in Bronze immer weiter auseinander. 1 geprägte Silberdrachme galt 1 geprägte Bronzedrachme plus 10% Agio, aber „Drachme“ konnte auch die Gewichtsdrachme von 3,56 g bedeuten, und vor allem die Rechendrachme als zunächst 1/60 und später nur noch 1/240 Bronzedrachme. Viele Bronzemünzen tragen griechische Zahlzeichen im System der Rechendrachmen, d. h. im 240er Standard stand n gleich 80 für den Diobol (ebenso M = 40 = Obol, K = 20 = Hemiobol, 1 = 10 = Dichalkon und selten E = 5 = Chalkus). Die verschiedenen Prägereihen der Kaiser von Augustus bis Nero und ihre Darstellungen wurden ausführlich gezeigt. Diese Prägungen endeten erst mit der Einführung der römischen Reichswährung auch in Ägypten unter Diokletian. Das Umtauschverhältnis ist nicht durch Quellen überliefert. Es wurde lange als 1 Denar gleich 1 Tetradrachme angenommen, letztere enthielten aber weniger Silber und auch die Stückelung der kleineren Nominale passt dann nicht zusammen.

 

10. Januar 2018: Dr. habil. Sebastian Steinbach von der Universität Osnabrück referierte sehr spannend über „Die Bedeutung der islamischen Expansion für die (Geld-) Wirtschaft im mediterranen Raum des Hochmittelalters am Beispiel von al-Andalus (ca. 711-1031)“ Dies gilt als eine wirtschaftlich sehr prosperierende Zeit, nicht nur für Handel und Handwerk, sondern auch in der Landwirtschaft. Das belegen zahlreiche aus dem Arabischen entlehnte Wörter für die neu eingeführten Obstsorten und andere Produkte, nicht nur im Spanischen. Münzen kamen eher am Rande des ökonomisch-kulturellen Vortrags vor, belegten aber durch Nachahmungen und Funde die Handelsbeziehungen weit über die iberische Halbinsel hinaus. Bei der Einordnung der Münzen helfen ihre ausführlichen Inschriften mit Prägejahr und -ort, anders als bei den meisten anderen Mittelaltermünzen. In der Diskussion wurde das Schlagwort »islamische Expansion' auch vom Referenten selbst problematisiert. Denn die Religion war nicht die alleinige treibende Kraft für die Eroberungen, die Beteiligten waren ethnisch und religiös nicht homogen und ihre Herrschaft war in religiösen Fragen meist durchaus tolerant.

Dirk Wilhelmy

Vortragsprogramm 2017

 Vortragsprogramm 2017:

11.01.2017 Dr. Wolfgang Steguweit - „Medaillenkunst in Brandenburg-Preußen von Kurfürst Joachim I. (1499-1535) bis Kaiser Wilhelm II. (1888-1918)“

08.02.2017 Friedrich-Wilhelm Wulf (Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege) - „Aktuellen Stand der Fundmünzen aus dem Römerlager Wilkenburg“

01.03.2017 Dr. Angelo Geissen (Uni Köln) - „Münzen des Antoninus Pius aus Alexandria“ ELIGIUSVORTRAG

08.03.2017 Jahreshauptversammlung 2017 mit Kurzvortrag

12.04.2017 Dr. Simone Vogt (MAK) - „Ein Streifzug durch die Münzgeschichte Syriens. Aus Anlass der Ausstellung "Palmyra. Was bleibt?“ im Museum August Kestner

10.05.2017  Dr. Ulrich Werz (Villa Borg/Hannover) - „Neue Goldmünzen aus Kalkriese - die Funde vom Juni 2016“

14.06.2017 Dr. Martin Ziegert (Wien/Osnabrück) - „Vespasians Reichsprägung - Systemrekonstruktion, Hortfundanalyse und ikonographische Untersuchung“

12.07.2017 18.30 Dr. Karola Hagemann - Lesung von „Die Münze von Akragas“

09.08.2017 18:30 Dr. Robert Lehmann (Hannover) - „Bekannte Fälscherwerkstätten und ihre Werke“

13.09.2017 18:30 Dr. Claire Franklin (Weil am Rhein) - „Sammlung Weder - Römische Reichsprägungen aus der Zeit der Soldatenkaiser und des Gallischen Sonderreiches“

11.10.2017 18:30 Dr. Eberhard Auer (Bonn) - „Die Ära des hannoverschen Münzpächters Johann Duve (1666-1674) und ihre Folgen, auch für den Autor“

08.11.2017 18:30 Volker Heenes (Uni Erfurt) - „Jacopos Strada’s „Magnum ac Novum Opus“. Ein numismatisches Corpus des 16. Jahrhunderts.“

 

Jahresrückblick 2017

8. Dezember 2017: Die traditionelle Weihnachtsfeier musste diesmal relativ kurzfristig in ein anderes Lokal verlegt werden, die ca. 20 teilnehmenden Mitglieder und Partner waren aber auch hier sehr zufrieden. Sie erfreuten sich an einem leckeren Abendessen, dem traditionellen Quiz mit Fragen oft abseits des üblichen und vor allem guten Gesprächen weit über numismatische Themen hinaus.

26. November: Die diesjährige NGH-Exkursion führte 12 Teilnehmer(innen) nach Frankfurt am Main. Am Hauptbahnhof wartete schon Frank Berger vom Historischen Museum, aus seiner Zeit als Numismatiker am Kestner-Museum noch bestens bekannt, um uns den ganzen Tag zu betreuen. Vormittags ging es ins vor kurzem neu gestaltete Geldmuseum der Bundesbank, wo es zwar primär um Geldgeschichte geht, aber auch eine hochkarätige Münzausstellung zu sehen ist. Nach dem Mittagessen im Römer führte Frank Berger uns in sein Historisches Museum. Dort faszinierten nicht nur die neu konzipierte, regional strukturierte Münzenausstellung und andere Themenkomplexe im gerade eröffneten großzügigen Neubau, sondern auch die Ausstellungen im Altbau über Frankfurter Sammler diverser Gebiete, auch der Numismatik, die den Grundstock für die Bestände des Museums gelegt haben. Die bei NGH-Exkursionen „traditionelle“ Zugverspätung traf uns diesmal zum Glück erst bei der Rückfahrt.

8. November Volker Heenes von der Universität Erfurt referierte über Jacopos Stradas „Magnum ac Novum Opus“. Dieses Corpus mit über 9000 Zeichnungen von Kaisermünzen von Julius Cäsar bis Karl V. wurde 1550 vom Augsburger Bankier Johann Jakob Fugger in Auftrag gegeben und liegt heute in der Forschungsbibliothek Gotha. Ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Projekt untersucht die Zeichnungen, versucht eine Zuordnung zu den Originalmünzen und vergleicht Stradas Arbeitsweise mit der von anderen Zeitgenossen.

11. Oktober: Dr. Eberhard Auer aus Bonn berichtete über „Die Ära des hannöverschen Münzpächters Johann Duve (1666-1674) und ihre Folgen“.Der Großhandelskaufmann und Ratsherr Duve betrieb die städtische Münze nach modernen betriebswirtschaftlichen Prinzipien, z.B. einer möglichst hohen Auslastung. Die Massenproduktion erklärt auch den als Aufhänger des Vortrags benutzten 12-Mariengroschen 1671 mit fehlerhafter Umschrift VON FEIEM SILBER. Das Silber kam vor allem aus Spanien über Amsterdam, nicht aus dem Harz. Die Pacht bzw. der anteilige Prägeschatz wurden von der Stadt wegen zu hoher Gewinne mehrmals neu verhandelt. Duves Prägungen waren ein gutes Argument für den Welfenherzog, Hannover und benachbarten Städten kurz darauf das Münzrecht zu entziehen.

13. September 2017: Dr. Claire Werz Franldin sprach über „Die Sammlung des Markus Weder und die römische Münzprägung des 3. Jhs.“. Der von ihr bearbeitete Nachlass des Schweizer Numismatikers enthält viele Prägungen der Soldatenkaiser und des gallischen Sonderreichs, auch aus berühmten Hortfunden. Leitthema der Sammlung waren die einzelnen Münzstätten und ihre stilistischen Eigenheiten, die sich im RIC nur bedingt wiederfinden lassen. Das besondere Interesse Weders galt der Münzstätte Mailand, die nie eine reguläre Münzstatte war, aber viel prägte, wenn dort Legionen lagen. Die vielen enthaltenen Varianten der Münzen geben Einblick in die Geschichte dieser unruhigen, von außen bedrohten, vom Militär dominierten und an anderen Quellen nicht so reichen Zeit.

9. August: Dr. Robert Lehmann aus Hannover berichtete über „Bekannte Fälscherwerkstätten und ihre Werke“. Fälschungen gibt es praktisch seit Erfindung der Münze, und die Werkstätten liegen meist da, wo Umlaufmünzen abgesetzt werden können oder wo für alte Münzen die meisten Sammler sitzen, also vornehmlich in Europa. In Deutschland werden vor allem Antike und Mittelalter gefälscht. Große „Fälscherschulen“ gibt es auch z.B. auf dem Balkan, im Nahen und Mittleren Osten, aber überraschend sogar in Toronto und Vancouver. Viele sehr produktive und technisch hervorragend ausgestattete Werkstätten gibt es in China, und die „Slabs“ für Sammlermünzen (fest verschlossene Plastikkapseln mit Zertifikat der angeblichen Echtheit und Erhaltung) werden problemlos gleich mitgefälscht. Ein Hauptvertriebsweg ist heute eine große Plattform für Internetauktionen. Und kurioserweise wurden sogar in der Justizvollzugsanstalt Hannover über längere Zeit 5-DM-Stücke und später Euros automatentauglich gefälscht. R. Lehmann / D. Wilhelmy

12. Juli: Nach einer launigen Lesung von Karola Hagemann, H. Haßmann, R. Lehmann und Ulrich Werz mit verteilten Rollen aus Andrea Camilleris Roman „Die Münze von Akragas“ folgte der vorher geheim gehaltene Hauptteil des Abends. Der Landesarchäologe Dr. Henning Haßmann hielt unter dem allgemeinen Titel „Über die Wichtigkeit des Ehrenamts“ eine Laudatio zum 80. Geburtstag von Wilhelm Dräger, Gründungsmitglied des FAN (Freundeskreis Archäologie in Niedersachsen), Gründer von deren Römer-AG, und langjähriges Mitglied unseres Vereins nicht als Sammler, sondern als Forscher. Mit fast missionarischem Eifer versucht er, Menschen von der Wichtigkeit der Römerforschung zu überzeugen, und als Netzwerker erster Güte wirkt er als Impulsgeber und Vermittler für Forscher, Museumsleute, Ehrenamtliche, Amateure und Sammler. Die ihm gewidmete, demnächst erscheinende Festschrift mit vielen Fachaufsätzen ist für einen ehrenamtlichen „Heimatforscher“ schon etwas Besonderes. Grußworte von Mitstreitern und Weggefährten, auch humorvoll und ganz persönlich, schlossen die verdiente Würdigung ab. Ad multos annos!

14. Juni 2017: Dr. Martin Ziegert aus Osnabrück (früher Wien) referierte basierend auf seiner Doktorarbeit über „Vespasians Reichsprägung - Systemrekonstruktion, Hortfundanalyse und ikonographische Untersuchung“. Die Analyse der Systematik erfordert vorher die Datierung der Münzen, bei römischen Kaisern meist über die Titel. Die Rückseitenbilder zeigen Häufungen bestimmter Themen in einzelnen Jahren oder bei bestimmten Metallen; z.B. dominieren seine zwei Triumphe als neuer Kaiser, der Sieg in Judäa und die Söhne Titus und Domitian, nur in den ersten beiden Jahren. Hortfunde haben nur Aussagekraft, wenn sie vollständig überliefert sind, eine statistisch relevante Größe haben, und gut publiziert sind. Hier zeigen sich Unterschiede der Verteilung der Prägungen für die Söhne und der Rückseitenthemen in verschiedenen Regionen, evtl. durch gezielte Belieferung mit diesen Typen. Bei der Ikonographie fällt auf, dass fast 3/4 aller Rückseitentypen von Vorgängern entlehnt sind. Die bekannten Typen wie bei Augustus zur Legitimation des nicht mit dem julisch-claudischen Haus verwandten Kaisers stehen aber erst an dritter Stelle hinter Galba, wohl wegen der anti-neronischen Ausrichtung, und dann Vitellius.

10. Mai 2017: Dr. Ulrich Werz aus Hannover referierte unter dem Titel „Neue Goldmünzen aus Kalkriese, die Funde vom Juni 2016“ über die Systematik und chronologische Einordnung dieser Aurei und der Denare des Kaisers Augustus vom Caius-Lucius-Typ. Der Referent grenzt die „normalen“ Aurei und Denare auf die Jahre 2 bis 1 v. Chr. ein, weil der ältere Bruder Caius dann Konsul wurde, und der Titel „Consul Designatus“ auf den Münzen nicht mehr zutraf. Der Porträt- und Haarstil spricht für die Prästätte Lyon, parallel zur 1. Altarserie in Bronze. Die Caius-Lucius-Denare mit dem zusätzlichen X auf der Rückseite wurden hingegen nach Wolters erst 5 n. Chr. anlässlich der Benennung von 10 Zenturien nach den verstorbenen Caesares als Erinnerungsmünzen geprägt. Und die Caius-Lucius-Denare in einem abweichenden feinen Stil sind wohl Restitutionsprägungen des 2. Jahrhunderts.

12. April 2017: Die Numismatikerin des Museums August Kestner Dr. Simone Vogt machte aus Anlass der Ausstellung „Palmyra - was bleibt?“ einen „Streifzug durch die syrische Münzgeschichte“. Vgl. dazu ihren Beitrag „Syrien, Palmyra und Münzen der Antike“ im NNB 6/2017, S. 239 f.

8. März 2017: Die Mitgliederversammlung der NGH umfasste die üblichen Regularien. Es standen keine Vorstandswahlen an, aber der Präsident verkündete den einstimmigen Beschluss des Vorstands, zur Unterstützung die Historikerin und Schriftstellerin Dr. Karola Hagemann und den renommierten Fachnumismatiker Dr. Ulrich Werz als Beisitzer zu berufen.

1. März 2017: Den gemeinsam mit dem Museum August Kestner veranstalteten Eligiusvortrag hielt Dr. Angelo Geissen aus Köln über die „Münzen des Antoninus Pius aus Alexandria“. Alexandria prägte unter den Römern zwar nur in Billon und Bronze, bietet aber als einzige Provinzprägung eine vollständige Serie von Herrscherporträts bis 296 mit Datierung nach dem Regierungsjahr. An den Ausgaben unter Antoninus Pius wurde vor allem die Fülle der Rückseitendarstellungen demonstriert, mit dem dynastischen Programm des Kaisers, der Faustina und des Cäsars Marcus Aurelius, aber auch Typen ohne Parallele in der Reichsprägung wie Tierkreiszeichen, Gau- oder Nomenprägungen sowie mythologischen Typen, die oft doppelbödig ägyptische und hellenistische Denkweisen widerspiegeln.

8. Februar 2017. Friedrich-Wilhelm Wulf vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege berichtete über den „Aktuellen Stand der Fundmünzen aus dem Römerlager Wilkenburg“. Der Vortrag ging aber zunächst auf die nicht allen Zuhörern geläufigen geschichtlichen Hintergründe der Jahre vor der Varusschlacht und auf die Geschichte der Entdeckung des Lagers durch Luftbilder und seine Erforschung ein. Seit dem ersten Vortrag vor einem Jahr gab es zwar keine weiteren Grabungen, aber systematische GPS-gestützte Begehungen mit Metalldetektoren sowie geophysikalische Untersuchungen. Dadurch hat sich die Zahl der Metallfunde weiter erhöht, u.a. Fibelfragmente, Pinzette und Ohrlöffel, Pferdegeschirranhänger und als ganz neuer Fund ein 2 cm kleiner Hundekopf aus Bronze, evtl. Teil eines Armreifs oder Gefäßgriffs. Und dann endlich die Münzen, inzwischen 55 sichere, von einem römischen Republikdenar von 112/113 v. Chr. als älteste Münze bis zu einen Caius-Lucius-Denar von Kaiser Augustus als jüngste. Dazu aus Buntmetall römische Asse, auch mit Gegenstempel, oder halbiert oder geviertelt als Semis und Quadrans sowie Keltenmünzen vom Niederrhein und nur ca. 5 mm kleine aus dem Donauraum. Die Schlussmünze und Fundzusammensetzung sind etwas jünger als in Kalkriese, aber älter als in Hedemünden; dies spricht für die Datierung des Lagers auf die überlieferten Cherusker- und Bruktereraufstände kurz nach der Zeitenwende.

11. Januar 2017. Dr. Wolfgang Steguweit stellte ausführlich die „Medaillenkunst in Brandenburg-Preußen von Kurfürst Joachim I. (1499-1535) bis Kaiser Wilhelm II. (1888-1918)“ vor. Die erste Medaille von Hans Schwarz auf Joachim I. entstand schon 1518 wie damals häufig bei einem Reichstag. Der Große Kurfürst und besonders Kurfürst Friedrich III. (als König dann Friedrich I.) förderten die Medaillenkunst und ließen fast jedes politische oder dynastische Ereignis verewigen. Aber im 18. Jh. ebbte dies wieder ab, der Soldatenkönig ließ vor allem riesige Medaillen auf Truppenschauen anfertigen. Unter Friedrich dem Großen gibt es vor allem Medaillen auf die Siege der beiden Schlesischen Kriege. Die Medaillen des 19. und 20. Jhs. folgen dem Zeitgeschmack, und würdigen außer Jubiläen, Hochzeiten und Krönungen wie der Kaiserkrönung Wilhelms 1. 1871 auch z.B. die Gewerbeförderung, Kunst und Kultur, so unter Wilhelm II. die Medaille auf das heutige Bodemuseum.

Dirk Wilhelmy

Jahresrückblick 2016

2. Dezember 2016: Die Weihnachtsfeier der NGH lockte wieder fast 20 Mitglieder und Partner an. Zwischen den Gängen des Abendessens gab es ein Jahresresümee unseres Präsidenten, eine Lesung der Krimi-Autorin Dr. Karola Hagemann aus dem alten Rom, das traditionell schwierige, aber lehrreiche Quiz unseres Schatzmeisters, und viele angeregte Gespräche.

9. November: Prof. Walter Schuhr aus Hannover berichtete über „Neue Erkenntnisse zum Hildesheimer Silberfund“. Zunächst wurden die Fundumstände dieses kaiserzeitlich-römischen Prunkgeschirrs im Jahr 1868 kurz beschrieben. Großen Raum nahm dann ein buntes Kaleidoskop der Rezeptionsgeschichte, früherer Datierungsversuche und z.T. weit hergeholter Theorien ein, von Arminius oder Varus bis zu den Nibelungen. Mitgebrachte Repliken einiger prächtiger Schalen aus dem Fund vermittelten eine greifbare Anschauung der Goldschmiedearbeiten, mehr als die z.T. in 3D-Technik aufgenommenen Fotos. Zwar mochten die Zuhörer den aufgestellten oder wiedergegebenen Thesen zum Fund selbst und zu den Darstellungen auf den Gefäßen nicht immer folgen. Viel Beifall fand aber der Aufruf, den im Alten Museum in Berlin aufbewahrten Schatz endlich mit modernen Methoden z.B. metallurgisch zu untersuchen, und ihn zum kommenden 150-jährigen Jubiläum des Fundes angemessen zu präsentieren.

12. Oktober: Michael Heinrich Schormann von der VGH- und Sparkassenstiftung sprach über das Stadtjubiläum Hannovers. 2016 feierte Hannover 775 Jahre Stadtrechtsverleihung. Allerdings wurden 1241 tatsächlich nur ältere Rechte bestätigt, so dass sie älter sein müssen. Münzen wurden nur bei Bedarf geprägt, mit Pausen dazwischen. Um 1300 befand sich die Münzstätte in St. Gallenhof (heute Balihof). Vor 1482 dürfte in der Burg Lauenrode (heute Ministerium für Wissenschaft und Kultur) und in der Burgstraße geprägt worden sein. 1482 wurde ein unverortetes Haus als Münzstätte angemietet. 1501-1533 wurde im Eckhaus gegenüber der Marktkirche geprägt, dieses gehörte einem Weihbischof (Titularbischof in Syrien). 1533 fand in Hannover die Reformation statt, so dass im aufgelösten Minoritenkloster (heute Landtag) 15331638 eine Münzstätte eingerichtet wurde. Ab 1638 befand sie sich im Klostergang Richtung Beginenturm, wo das Haus erst im 2. Weltkrieg zerstört wurde. Bis 1666 war die Münzstätte an den reichen Stadtbürger Duve verpachtet. Im 18. Jh. wurde die Münzstätte am Brückeneingang gegenüber dem Leineschloss eingerichtet. 1848 befand sie sich dann vor dem Steintor, bis die Münzprägung 1876 eingestellt wurde. Über die Münzstätten wurde bisher wenig zusammengetragen und beim Vortrag wiederentdeckte Urkunden zitiert. Vergessen war, dass z.B. Hannover offenbar auch Bischofsresidenz eines Titularbischofs in Syrien war. Der Vortrag brachte vieles Vergessene ans Tageslicht und beleuchtete fundiert die sonst wenig bekannte Münzstättengeschichte Hannovers.

14. September 2016. Helmut Caspar aus Berlin hielt einen Vortrag über „Münzen, die auf der Strecke blieben“, also über nicht in Umlauf gekommene oder gar nicht erst geprägte Münzen, von denen es nur Zeichnungen, Modelle oder Probeabschläge gibt. Diese sind meist selten oder gar Unikate und daher als Besonderheiten von manchen Spezialsammlern sehr gesucht. Es wurde auch darauf eingegangen, aus welchen Gründen diese Entwürfe verworfen wurden, aber darüber hätte man gerne noch mehr erfahren, z.B. weil das Design zu modern erschien, der Nennwert nicht den Bedürfnissen entsprach, kein Prägemetall verfügbar war, oder sich politische oder wirtschaftliche Rahmenbedingungen geändert hatten.

12.-14. August 2016. Eine kleine, aber hochinteressierte und gut gelaunte Gruppe von 3 Damen und 4 Herren begab sich per Bahn auf eine Exkursion nach Trier. Noch am Freitagnachmittag wurde die Porta Nigra ausgiebig besichtigt. Abends nahmen wir an einem Nero-Vortrag und Tauschabend der Trierer Münzfreunde teil, und eines ihrer Mitglieder und zugleich Stadtführer zeigte uns am Samstag kenntnisreich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Danach ließen wir uns im Landesmuseum von der großen Nero-Ausstellung beeindrucken, aber auch vom weltgrößten Fund von über 2.000 Aurei, und abends speisten wir nach römischer Art. Am Sonntag ging es je nach Interesse in die Ausstellung über Nero und die Christen im Museum am Dom oder nochmal vertiefend ins Landesmuseum. Davor besichtigten 4 Unentwegte jedoch noch das Amphitheater. In Erinnerung bleiben aber auch lebhafte Diskussionen in der Gruppe und mit unserem Stadtführer über den Umgang mit archäologischen Funden in Trier, der wohl wegen deren Häufigkeit „in jeder Baugrube“ und dem „Gewohnheitsrecht“ privater Finder nicht immer heutigen Idealvorstellungen entsprach.

10. August 2016. F. W. Wulf vom Niedersächsischen Amt für Denkmalpflege sprach über „Stadtarchäologie Hannovers und die interessanten Fundmünzen“. Ausgehend von den Grabungen der letzten Jahre in verschiedenen Teilen der Innenstadt an der Rossmühle am Hohen Ufer, der ehemaligen Leine-Insel und am Marstall wurde deutlich, was im und nach dem 2. Weltkrieg zerstört wurde, und was dort u.a. von frühneuzeitlicher Stadtmauer und - graben noch zu finden war. Den Abschluss bildete ein Überblick über die im Stadtgebiet gefundenen römischen Münzen, auch aus dem kürzlich neu entdeckten Marschlager bei Wilkenburg.

13. Juli 2016. Dr. Lutz Ilisch aus Tübingen referierte spannend über „Ärzte, Botaniker und Theologen - die schwierigen Anfänge der orientalischen Numismatik 1720-1770“. Ausgehend von Funden arabischer Münzen an der Ostsee entwickelten sich zwischen Danzig und Königsberg ab den 1720er Jahren eine archäologisch-historische, nicht nur auf das Sammeln ausgerichtete Numismatik und zugleich die Anfänge der islamischen Numismatik. Hierbei entstand für einige Jahre ein Netzwerk von Sammlern, Gelehrten und politisch Verantwortlichen wie Bürgermeistern. Das Resultat war die Sicherung der Funde und die sorgfältige Publikationen der Münzen, auch mit der damals schwierigen Wiedergabe der arabischen Schrift.

8. Juni 2016. Dr. Robert Lehmann von der Leibniz Universität Hannover berichtete aus seinem Arbeitsgebiet Archäometrie über „Fälschungserkennung an Kunstwerken und Münzen mittels modernen naturwissenschaftlichen Methoden“. Bei Gemälden werden z.B. die Pigmente untersucht, ob sie zur angeblichen Entstehungszeit schon bekannt waren, aber auch die Schichten des Farbauftrags durch verschiedenes Licht und Strahlen, wobei frühere Restaurierungen problematisch bzw. irreführend sein können. Bei Münzen kann man durch zerstörungsfreie Analyse, minimal-invasive Beprobung oder Leitfähigkeitsmessungen unpassende Legierungen oder die Zeit seit der Prägung ermitteln und so moderne Fälschungen entlarven.

11. Mai 2016: Dr. Karlheinz Keller, Leverkusen stellte „L'Ecu blanc - die Geschichte des französischen Talers“ vor. Frankreich begann erst sehr spät 1641 mit der Prägung von Großsilbermünzen. Gründe waren fehlende Silbervorkommen und der Widerstand der Münzarbeiter gegen Maschinenprägung. Von 1689 bis 1726 unter Ludwig XIV. und XV. war u.a. durch teure Kriege eine Zeit der Instabilität mit mehreren Reformationen des Ecu durch Wertänderungen und Überprägungen. In der Französischen Revolution wurden 1795 stattdessen fast gleich schwere Stücke zu 5 Francs im Dezimalsystem eingeführt. Diese wurden auch unter Monarchie, 2. Republik und Napoleon III. bis 1878 geprägt. Nur ein Ausklang waren nach Inflation und Währungsreform ebenso schwere Stücke von 1964 bis 1973 jetzt zu 10 neuen Francs.

13. April 2016: Prof. Dr. Bernd Kluge, ehemaliger Direktor des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin, referierte zum Thema „Ein Schatzfund deutscher Brakteaten der Kreuzfahrerzeit aus Bessarabien-und die deutsche Brakteatenprägung um 12007. Dieser einzige Brakteatenfund aus Russland wurde erst vom Direktor der Eremitage W. M. Potin veröffentlicht, aber schon 1889 in Akkerman am Dnjestr verkauft; Fundort war aber wohl der Balkan bzw. das Schwarzmeergebiet. Der „Fund“ in der Eremitage ist jedoch nur ein Teil davon. Prof. Kluge konnte diverse weitere, offenbar meist die besseren Stücke bei Fiala (Welfensammlung), im Münzkabinett Berlin (falsch als „Fund Seega Nachtrag“) und in der systematischen Sammlung der Eremitage nachweisen. Insgesamt muss es ein „Megaschatz“ von über 1600 Brakteaten gewesen sein, also sogar größer als der Fund von Seega.

23. März 2016: An der Jahresmitgliederversammlung der NGH nahmen 16 Mitglieder teil. Laut Rechenschaftsbericht des Präsidenten kamen letztes Jahr mehr Besucher zu den Veranstaltungen, und die Mitgliederzahl nahm um 3 zu. Nach den Berichten des Schatzmeisters und der Kassenprüfer wurden Vorstand und Kassenprüfer ohne Gegenstimmen entlastet. Bei den Wahlen wurde der alte Vorstand um Präsident Dr. Robert Lehmann geschlossen bestätigt sowie die Kassenprüfer neu gewählt.

9. März 2016: Den alljährlich mit dem Museum August Kestner veranstalteten Eligiusvortrag hielt Prof. Dr. Hubert Emmerig von der Unversität Wien über die „Münzpolitik im Karolingerreich“. Nach einer Einführung in die Münzgeschichte des Frankenreichs ging es vor allem um die schriftlichen Quellen. Während diejenigen der Merowinger nichts zum Münzwesen aussagen, ist unter den 37 Urkunden der Karolinger auch die Münzrechtsverleihung an das Kloster Corvey. Vor allem sind von ihnen auch 333 Kapitularien überliefert, darunter 26 mit Aussagen zu Münzprägung und Geldumlauf. Diese Erlasse der Staatsgewalt wurden im ganzen Reich bekannt gemacht, und so an verschiedenen Orten überliefert. Anhand vieler Textbeispiele und Münzfotos wurde gezeigt, wie darin Münzreformen mit Münzfuß und Münztypen sowie die Verwaltung der Münzstätten geregelt wurden. Auch sind z.B. Angaben über Zähl- und Rechenweisen und den Edelmetallhandel enthalten.

10. Februar 2016: Vor „etwas“ größerem Publikum, nämlich unglaublichen 90 Besuchern (die meisten natürlich keine Mitglieder, sondern sehr interessierte Gäste) sprach der Bezirksarchäologe F.-W. Wulf dann über „Die Bedeutung der Fundmünzen vom Römerlager bei Wilkenburg“. Ungeachtet des Titels wurde natürlich erst der Aufbau eines römischen Marschlagers und die Fundsituation ausführlich dargelegt; ebenso die weitere Planung der Ausgrabungen, und die Problematik des dort geplanten Sandabbaus, der die Fundstelle unwiederbringlich zerstören würde. Dann wurden die wichtigsten der immerhin etwa 30 Fundmünzen vorgestellt, vom Republikdenar des Calpurnius Piso Frugi von 90 v. Chr. bis zur aktuellen Schlussmünze, einem Nemausus-As mit Gegenstempel IMP und darüber Lituus. Nach wie vor fehlen aber spätere z.B. VAR-Gegenstempel, die das Lager in die Varuszeit datieren würden.

20. Januar 2016: Für eine Exkursion zum Römerlager bei Wilkenburg fanden sich trotz widrigen Wetters mit Glatteis 11 Teilnehmer zusammen, um sich 2 Stunden von F.-W. Wulf, dem Bezirksarchäologen der Region Hannover, über verschneite, matschige Wege und Äcker führen zu lassen. Obwohl natürlich nichts mehr vom Lager selbst zu sehen ist und die Grabungen wieder verfüllt wurden, konnte Herr Wulf anhand von Luftbildern, Karten und Grafiken sehr anschaulich die Situation des Lagers am Rande der Leineniederung, die eingesetzten Untersuchungsmethoden und die gemachten Funde erläutern.

13. Januar 2016: Prof. Dr. Bernhard Weisser, Direktor des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin, hielt einen Vortrag mit dem Titel „Im Land des Orpheus. Die antike Münzprägung in Thrakien“. Er begann mit der Diskussion der z.T. strittigen Abgrenzung des Gebiets, das ja nicht immer mit der Ausdehnung der römischen Provinz identisch war. Dann spannte er den Bogen von den Anfängen der Münzprägung in Dikaia, Thasos und Abdera, wobei viele Zuweisungen schriftloser Münzen nach wie vor unsicher sind, über die hellenistischen Prägungen und ihre interessant veränderten (nicht nur barbarisierten) Nachahmungen durch benachbarte Stämme, bis zu den späteren Prägungen der Städte unter römischer Herrschaft. Es ging aber auch um die aktuelle Ausstellung zu diesem Thema im Bode-Museum und um das neue Internet-Portal für thrakische Münzen CNT (corpus-numorum.eu).

R. Lehmann / D. Wilhelmy

Jahresrückblick 2015

4. Dezember: Die Weihnachtsfeier der NGH fand im gewohnten Rahmen mit einem guten Essen, aber diesmal in einem separaten Raum der „Alten Hahnenburg“ statt, was den angeregten Gesprächen der etwa 20 Mitglieder und Partner sehr förderlich war.

 

4. November: Der Abend begann mit einem hochspannenden Kurzvortrag des Bezirksarchäologen Friedhelm Wulf und von Thilo Kuhfuß von der Region Hannover über „Die Römer in Hannover - ein kurzer numismatischer und geowissenschaftlicher Bericht zum neuen Römerlager bei Wilkenburg“. Die Grabenanlage am Westrand der Leine-Niederung wurde schon 1992 durch Bewuchsmerkmale entdeckt, bei Begehungen damals aber nur vorgeschichtliche Keramik gefunden. Als man Anfang 2015 auf Luftbildern wieder darauf stieß und gleichzeitig Sandabbau in dem Gebiet beantragt wurde, wurden systematische Grabungen durchgeführt. In mehreren Abschnitten wurden die typischen Spitzgräben und die Lagerecken er-graben. Die bisherige Schlussmünze aus den für das vermutliche Marschlager überraschend üppigen Funden ist ein Gaius-Lucius-Denar. Die vorläufige Datierung ist zwischen der Zeitenwende und Varus. - Der Hauptvortrag von Dr. Gerd Dethiefs vom LWL-Museum Münster über „Die Pfaffenfeindmünzen des Herzogs Christian von Braunschweig 1622“ illustrierte umfassend die spannende Entstehungsgeschichte dieser Münzen des „tollen Christian“, die Nachprägungen des späteren 18. Jhs. und die Unterscheidung der drei Hauptvarianten. Zu Details siehe den Artikel im NNB 03/2000, auf dem der Vortrag mit vielen Ergänzungen basierte.

 

14. Oktober: Dr. Simone Vogt vom Museum August Kestner Hannover sprach über „Die Medaillen des Napoleon Bonaparte“. Anlässlich des 200jährigen Jubiläums der Schlacht bei Waterloo stellte sie die Medaillen in der Sammlung des Museums vor und beleuchtete die dargestellten Kriegsereignisse und dramatischen politischen Umwälzungen. Besonders hervorgehoben wurde der Bezug der Darstellungen auf antike Vorbilder. Die antikisierenden und idealisierten Porträts Napoleons wurden offenbar an die des römischen Kaisers Augustus angelehnt, und wie dieser auf seinen Münzen alterte Napoleon auf seinen Medaillen nicht merklich.

 

9. September 2015: Dr. Ulrich Werz diskutierte „Germanicus im Spiegel der Münzfunde, seine Bedeutung in der Nachfolge- und Prägepolitik der ersten römischen Kaiser“. Nero Claudius Drusus Germanicus, Adoptivsohn des Tiberius und Oberkommandierender in Germanien, erscheint auf Münzen erst nach seiner Ermordung auf „Für-Prägungen“ von Caligula in allen Metallen und von Claudius nur als As und Sesterz. Auf eine systematische Familienpropaganda zu schließen ist hier problematisch, da es dafür noch keine klare Tradition gab. Der alt gewordene Augustus prägte für seine designierten Nachfolger (und früher natürlich für Divus Julius Cäsar), Tiberius nur für Divus Augustus, für den jungen Caligula war die Legitimation durch die Vorfahren wichtig, aber die Nachfolge kein Thema, und nur der auch historisch hochgebildete Claudius bezog sich auf seinen Prägungen auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die zahlenmäßige Dominanz von AE-Funden verschleiert, dass 95% des wertmäßigen Geldumlaufs Edelmetall war, und insgesamt hatte Germanicus für den Münzumlauf nur untergeordnete Bedeutung.

 

12. August 2015: Prof. Wolfgang Leschhorn vom Herzog-Anton-Ulrich-Museum in Braunschweig sprach mit vielen Fotos über „Die Braunschweiger Brakteaten Heinrichs des Löwen. Repräsentationsstücke oder Zeugnisse der Wirtschaftspolitik“. Erst mit Heinrich begann die umfangreiche Brakteatenprägung in Braunschweig mit bis zu 55 Typen, oft aber nur durch die Form der Schwanzquaste des Löwen zu unterscheiden. Die frühen Stücke wie der „Thronpfennig“ zeigen prächtige Bilder und gute Umschriften, nicht nur HENRICUS DUX, sondern oft auch mehrfach den Beinamen LEO. Spätere Stücke sind einfachere Massenprägungen, oft nur mit dem Löwen und kaum lesbaren Umschriften. Die früheren sollten aber offensichtlich vor allem den Herrschaftsanspruch ausdrücken.

 

8. Juli 2015: Alexander Mlasowsky aus Burgdorf analysierte unter dem Titel „Kaiser, Personifikationen, Götter. Bemerkungen zu politischen Botschaften auf römischen Münzen" Münzen der späten Republik und Kaiserzeit. Manche Forscher bezweifeln noch, dass diese politische Botschaften enthielten, da für die Bevölkerung zu schwierig, und auch dass die Kaiser in die Münzbilder und Inschriften eingriffen. Der Referent ist anderer Ansicht und belegte das mit Beispielen. Mittelpunkt war ein Aureus des Trajan von 98 zu Beginn seiner Regierung, mit Germania mit Ölzweig auf Waffen sitzend und auf einen sechseckigen Schild gestützt. Dieser ist nach den Feinheiten des Bildes nicht auf eine Unterwerfung, sondern die Befriedung Germaniens bezogen, als Botschaft an den Senat auch in Bezug auf die dort stationierten, traditionell Domitian und nicht Nerva bzw. Trajan treuen Legionen.

 

4. Juli 2015: Eine Tagesexkursion der NGH führte zusammen mit dem Freundeskreis für Archäologie in Niedersachen nach Hildesheim. Besichtigt wurden der Dom mit der Bernwardstür, die Katakomben unterm benachbarten Gymnasium Josephinum, die Fundstelle des Hildesheimer Silberschatzes von 1868, das neue Dommuseum und die Ausstellung zur Stadtgeschichte im Roemer-Pelizaeus-Museum.

 

10. Juni 2015: Dr. Achim Rost von der Universität Osnabrück berichtete als Ausgräber aus erster Hand über die „Römer in Niedersachsen: Die Münzfunde von Kalkriese im Kontext der archäologischen Forschungen". Die Fundmünzen selbst erlauben auch heute keine klare Zuweisung zu Varus oder Germanicus. Wichtig ist nicht nur, was gefunden wurde, sondern wo und in welchem Kontext, differenziert nach Kategorien von Fundstücken. Das meiste sind fragmentierte oder verformte Metallteile der Ausrüstung der Legionäre. Es zeichnen sich Muster der germanischen Plünderungen ab, z.B. wurden Schwerter (Gladius) auch von ihnen als Waffe gebraucht und daher kaum gefunden, anders als Spieße (Pilum) und Schilde, die sie wegen des Metalls zerlegten, wobei viele Fragmente in den Boden gelangten. Die Schlachtfeldarchäologie profitiert auch vom Vergleich mit neueren Schlachten, z.B. aus dem 30-jährigen Krieg oder den Indianerkriegen; die Wertmentalität der Sieger bestimmt die verbliebenen Funde stets mit.

 

13. Mai 2015

Dr. Robert Lehmann stellte den gerade erschienenen Band 2 unserer Schriftenreihe „Hannoversche Numismatische Beiträge" vor. Unter der Überschrift „Geld, Währung und Finanzen in der griechischen Welt" versammelt er vier Fachaufsätze zur Antike. Aus gegebenem Anlass ist aber auch ein Beitrag über die Geschichte der Münzenbörse in Hannover enthalten, zu dem der Co-Autor Christian Walczak ein paar Worte sagte. Gegenüber Band 1 wurde bewusst zu einer Softcover-Ausgabe mit nur ca. 90 Seiten übergegangen, um einen noch günstigeren Preis und in Zukunft ein etwa jährliches Erscheinen zu ermöglichen.

 

9. April 2015

Jens Thormann aus Osnabrück sprach über „Pertinax Junior. Der Caesar, der keiner war“. Die Zeit der Adoptivkaiser seit Nerva galt als Blütezeit des Reichs. Sie endete, als Marcus Aurelius seinen Sohn Commodus zum Nachfolger machte, der schlecht regierte und ermordet wurde. Daraufhin ließ sich Pertinax zum Kaiser ausrufen, der sich wohl vorher den Rückhalt der Provinzstatthalter gesichert hatte. Seine Frau Titiana und sein Sohn Pertinax Iunior wurden jedoch nach Quellen wie dem Augenzeugen Cassius Dio nicht zur Augusta und zum Caesar ernannt, evtl. wegen des Negativbeispiels des Vorgängers. Dennoch gibt es Münzen von beiden mit den falschen Titeln, neben neuzeitlichen Fälschungen einige offenbar echte Stücke, u.a. aus Alexandria, aber keine Reichsprägungen. Die Gründe bleiben unklar: Mangelhafte Unterrichtung ist in Alexandria auszuschließen, da die dortigen Reichsprägungen korrekt sind. Plumpe Schmeichelei wäre eher in kleinasiatischen Städten zu erwarten als im Rom direkt unterstehenden Ägypten. Evtl. waren enge Beziehungen des Präfekten Ägyptens zum Schwiegervater des Pertinax das Motiv.

 

18. März 2015

Den diesjährigen Eligiusvortrag in Kooperation mit dem Museum August Kestner betitelte Prof. Dr. Bernd Kluge aus Berlin „Ein preußischer König und sein Geld. Oder: Was geht uns Friedrich der Große an?“. Er schlug einen ebenso fundierten wie unterhaltsamen Bogen von den enttäuschten Erwartungen der Günstlinge beim Regierungsantritt des jungen Königs, über die zunächst gar nicht erfolgreiche Münzreform Graumanns, die Münzverschlechterung im Siebenjährigen Krieg, die schnelle Wiederherstellung des guten Geldes danach auf Kosten der Bevölkerung bis zum legendären „Alten Fritz“. Auch die Widersprüche seiner Person und Regierung wurden beleuchtet, z.B. zwischen der geduldeten Bereicherung der Münzpächter im Krieg und der strengen Kontrolle aller Amtsträger später im Frieden oder zwischen seinem sparsamen Image und den großen privaten Ausgaben für frisches Obst in jeder Jahreszeit, seine Sammlung von Tabattieren usw.

 

11. März 2015:

Auf der Jahreshauptversammlung 2015 berichtete der Präsident von den Veranstaltungen des letzten Jahrs mit leicht angestiegener Teilnehmerzahl und der Situation des Vereins bei stabiler Mitgliederzahl. Vorstand und Kassenprüfer wurden entlastet; es standen keine Neuwahlen an.

 

14. Februar2015

Im Rahmen der Kooperation mit der Deutsch-Italienischen Kulturgesellschaft e.V. sprach Dr. Michael Matzke aus Basel über „Zwei Reiche im Vergleich: das Ostfränkisch-Deutsche Reich und Italien im Mittelalter". Für beide wird wegen der territorialen Zersplitterung oft eine parallele Entwicklung angenommen, aber der Referent zeigte mit vielen Münzfotos, dass das Gegenteil der Fall ist. Im frühen Mittelalter liefen im ehemals weströmischen Bereich byzantinische Münzen und pseudoimperiale Imitationen der herrschenden „Barbaren" um, aber östlich des Rheins gab es praktisch kein Geld. Unter den Karolingern waren Fränkisches und Langobardisches Königreich in einer Hand, blieben aber offiziell getrennt. Karl d. Gr. vereinheitlichte das Münzwesen, doch in Ostfranken gab es kaum Münzstätten. Nach der Reichsteilung wurde im Regnum Teutonicum das königliche Münzrecht faktisch zu einem bischöflichen. Nun entstanden viele rechtsrheinische Münzstätten, später auch der weltlichen Fürsten; Gewichte, Umlaufgebiete und Münzbilder entwickelten sich auseinander. In Italien organisierten die Langobardenkönige ihr Münzwesen hingegen zentral mit Prägestätten in Pavia, Mailand etc. Nach Auflösung der Zentralverwaltung prägten die Kommunen aus Gewohnheitsrecht mit immobilisierten Münztypen weiter. Als später die Gewichte verfielen, wurde kaufmännisch-praktisch auf glatte Wertverhältnisse der Denare verschiedener Städte geachtet. Der Vortrag endete mit dem Beginn der Goldmünzen- und Groschenprägung.

 

7. Januar 2015

Klaus Giesen aus Osnabrück berichtete unter dem Titel „Hinter’m Rathaus versteckt – Ein Münzfund aus der Rats-Apotheke, Krahnstraße, Osnabrück“ über die Fundumstände, das Material, die Hintergründe und Schlussfolgerungen. 1951 wurden beim Wiederaufbau im Keller des kriegszerstörten Hauses 180 Fälschungen preußischer Dritteltaler gefunden. Sie waren in Stapeln zusammenkorrodiert und in Jute eingewickelt. Alle sind vom Typ 1758 aus Dresden ohne Münzzeichen, auf einem Taschenwerk geprägt und stempelgleich. Es handelt sich aber nicht um das Endprodukt, sondern der Kupferkern hätte noch versilbert werden müssen – oder hier wohl verzinkt, denn solche Stücke sind aus Sammlungen und Handel bekannt. Die damalige Hausbesitzerin, eine Bäckerwitwe, könnte als Hehlerin fungiert haben, aber Hersteller war sicher das Personal der städtischen Münze auf der anderen Straßenseite. Osnabrück war für so ein Unternehmen gut geeignet, da es von preußischen Gebieten umgeben war, aber selbst nicht Preußen unterstand.

 

Dirk Wilhelmy

 

Jahresrückblick 2014

10. Dezember 2014: Die diesjährige Weihnachtsfeier der NGH fand an einem ungewohnten Mittwoch-Termin und erstmals im Restaurant „Alte Hahnenburg“ statt. Trotzdem fand sich ein gutes Dutzend Vereinsmitglieder und Partner zusammen, um bei ausgezeichnetem Essen und Getränken nicht nur über unser Hobby zu reden. Beim traditionellen Quiz konnte man kleine numismatische Preise gewinnen und bei vielen der Fragen auch noch etwas dazulernen.

 

15. November 2014: Dr. Wilhelm Hollstein vom Münzkabinett in Dresden sprach über „Propaganda auf republikanischen Münzen bis zur Ermordung Cäsars". Der Vortrag fand in Kooperation mit der Deutsch-Italienischen Kulturgesellschaft statt. Herr Mlasowski von der DIK führte zunächst in den historischen Rahmen und die Verfassungsstruktur Roms ein, danach stellte Herr Hollstein die Münzprägung und ihren Bildgehalt vom Ende des 3. Jhs. v.Chr. bis in die Zeit Caesars vor.

 

8. Oktober: Bei „Sammlers Rundgespräch" konnten die anwesenden Mitglieder aktuelle Themen und z.B. die geplanten Exkursionen des Vereins diskutieren. Unser Mitglied Rüdiger Köhler zeigte seine mit viel Mühe zusammengestellte und kommentierte Fotodokumentation von der Exkursion nach Brandenburg/Havel im September.

 

16. August 2014: Die diesjährige Exkursion führte nach Brandenburg an der Havel, gut organisiert von H. Bierwagen, H. Knifka und B. Hamborg. Die kleine, aber interessierte Gruppe von 10 Teilnehmern besuchte zunächst das Archäologische Landesmuseum im mustergültig wieder aufgebauten Pauli-Kloster, das u.a. 14 bedeutende mittelalterliche und neuzeitliche Münzschatzfunde in hervorragender, gut ausgeleuchteter Präsentation beherbergt. Nach dem gemütlichen Mittagessen stand eine kurze Stadtführung auf dem Programm, und danach teilte sich die Gruppe zum Kaffeetrinken oder für weitere Besichtigungen. Leider war aber durch eine heftige Zugverspätung bei der Anreise die Zeit vor Ort viel zu knapp bemessen.

11. Juni 2014: Statt des im Juli nachgeholten Vortrags fand ein angeregtes numismatisches Rundgespräch statt.

 

19. März 2014: Den Eligiusvortrag der NGH mit dem Museum August Kestner hielt Dr. Hans Christoph von Mosch aus München über „Augustus, Goethe und die Kuh des Myron". Vgl. dazu den Bericht der BNG in diesem NNB.

 

15. März 2014: Frau Dr. Ursula Kampmann aus Lörrach sprach über „Wirtschaft und Politik im Mittelalter — Wie Venedig seine Vormacht im Mittelmeer(handel) erwarb", als erster Vortrag in Kooperation mit der Deutsch-Italienischen Kulturgesellschaft.

 

Gedenkschrift für unseren langjährigen Präsidenten Dr. Manfred Gutgesell

 14. Dezember 2013: Die Vorstellung der Gedenkschrift für unseren langjährigen Präsidenten Dr. Manfred Gutgesell im Neuen Rathaus, mit anschließenden Imbiss im Museum August Kestner, zog viele Freunde und Weggefährten an. Seine Persönlichkeit, sein Leben und Wirken wurden von Dr. Reiner Cunz bewegend gewürdigt. Den Festvortrag hielt Prof. Dr. Johannes None über das lange strittige Hauptmotiv eines Naturheiligtums auf den kaiserzeitlichen Münzen von Selge in Pisidien. Seine schlüssige Lösung des Rätsels trug er ebenso fachlich souverän wie humorvoll vor, also ganz im Sinne Rudi Gutgesells. Die Gedenkschrift mit Aufsätzen namhafter Numismatiker und Ägyptologen wurde vom Redaktionsteam aus Verein und Museum präsentiert, war in Vorabexemplaren zu begutachten und wird im März im Handel sein.

 

„Von Raubmord, gehortetem Reichtum, einer Liebeserklärung und Kriegsgefangenen: Blicke auf eine lokale Geldgeschichte am Beispiel Garmisch-Partenkirchen"

13. November: Die NGH war zusammen mit dem MAK und weiteren Partnern Gastgeber der Herbsttagung des Arbeitskreises für Experimentelle Numismatik in den Räumen der Uni Hannover. Aus diesem Anlass hielt Dr. Dietrich Klose, Direktor der Staatlichen Münzsammlung München, den Vortrag „Von Raubmord, gehortetem Reichtum, einer Liebeserklärung und Kriegsgefangenen: Blicke auf eine lokale Geldgeschichte am Beispiel Garmisch-Partenkirchen". Er berichtete in Episoden über Geld, Wirtschaft und Menschen im Werdenfelser Land, das schon in der Antike vom Durchgangshandel über die Alpenpässe profitierte: keltische Regenbogenschüsselchen; in der frühen Neuzeit die Organisation der Rottfuhrleute; ein Raubmord, dessen aktenkundige Beute den Geldumlauf um 1800 spiegelt; den Kontrast in dieser Zeit zwischen Großkaufleuten und vielen europaweit reisenden Hausierern; die zugleich auch antipreußischen Widerstände gegen die Einführung der Mark nach 1871; Notgeld im und nach dem 1. Weltkrieg; und schließlich Kriegsgefangenenlagergeld im, und Lebensmittelkarten nach dem 2. Weltkrieg.

 

„Die Münzsammlung im Museum August Kestner - 2007 bis 2014 und in Zukunft"

10. September 2014: Dr. Simone Vogt, Archäologin am MAK in Hannover, berichtete über „Die Münzsammlung im Museum August Kestner - 2007 bis 2014 und in Zukunft", gegliedert nach den Hauptaufgaben des Museums. - Sammeln: Neuerwerbungen beschränken sich vor allem auf Lückenschlüsse bei den Stärken der Sammlung sowie Schenkungen und Leihgaben. - Bewahren: Wichtig war die Renovierung des Tresorraums mit Aufstellung neuer Schränke. - Forschen: Dies findet vor allem im Zusammenhang mit Ausstellungen statt. - Ausstellen und Vermitteln: Sonderausstellungen über oder auch mit Münzen und Geld werden begleitet von der Museumspädagogik und oft der Publikation von Katalogen. Aus Platzgründen gibt es kein klassisches Münzkabinett mehr, die Münzen werden schrittweise in die allgemeine Dauerausstellung integriert. - Ausblick: Große Zukunftsaufgabe ist die weitere Digitalisierung der Bestände. Wunschprojekt von Frau Vogt ist die Publikation des reichen Bestands von Barockmedaillen.

 

„Der Weg des Silbers von Bolivien nach Deutschland"

13. August: „Der Weg des Silbers von Bolivien nach Deutschland" war Thema von Dr. Frank Berger vom Historischen Museum in Frankfurt. Als am Cerro Rico (Reicher Berg) Silber gefunden wurde, gründeten die Spanier 1545 auf 4000 m Höhe die Bergbausiedlung Potosi und fast zeitgleich die Münzstätte. Es wurden grobe 8-Reales-Stücke (Pesos, sog. Schiffsgeld) geprägt. Dr. Berger berichtete anschaulich und mit vielen Fotos von seiner Reise in die heutige Großstadt Potosi und zeigte den immer noch primitiven Bergbau (heute mehr Zinn und Kupfer) und das Museum in der ehemaligen Münzstätte. Das Silber wurde nach Spanien verschifft und für Zahlungen ans Ausland verwendet, wo es als Rohmaterial für eigene Prägungen diente. Antwerpener Philippstaler und 1/5 Taler aus spanischem Silber waren fast 300 Jahre auch in Deutschland verbreitet. In Frankfurt als Drehscheibe des Silberhandels sind sie urkundlich vielfach nachweisbar; sie machten zeitweise die Hälfte des Geldumlaufs aus, und auch in den Frankfurter Prägungen von 1572 ist nach den Akten über eingeschmolzene Philippstaler Silber aus Potosi.

 

„Facetten der keltischen Münzprägung"

9. Juli: Robert Eberlein, M.A. aus München sprach spannend über „Facetten der keltischen Münzprägung". Bis etwa 450 v. Chr. gab es keine Münzen in Mitteleuropa, danach brachten Söldner griechische Münzen mit - Gold offenbar meist über Gallien, aber Silber über den Balkan. Ab dem 3. Jh. wurden lokale Imitationen geprägt, anfangs noch nah am Original, aber dann immer abstrakter, wie an Reihen von Goldstateren nach Philipp II. und Tetradrachmen nach Philipp und Alexander anschaulich gezeigt wurde. Im süddeutschen Raum prägten die Helvetiker, Boier und Vindeliker jeweils typische Nominale und Typen aus Gold, Silber und z.T. Potin. Die Vindeliker stehen fast alleine mit oft ungeklärten Motiven ohne Vorbilder; zu ihrer Nordgruppe wohl aus dem Dünsberg-Oppidum gehören die Regenbogenschüsselchen und Silber-Quinare, z.B. Tanzendes Männlein. Mit zunehmendem Einfluss Roms wurden auch Republikdenare als Quinare nachgeahmt, die durch Münzfunde belegt auch parallel umliefen.

 

„Kriegskosten und Kriegsfinanzierung aus althistorischer und numismatischer Perspektive"

14. Mai 2014: Dr. Friedrich Burrer von der Universität Heidelberg berichtete über „Kriegskosten und Kriegsfinanzierung aus althistorischer und numismatischer Perspektive". Dieses DFG-Forschungsprojekt reicht vom attischen Seebund bis zur römischen Republik. In einer Datenbank werden Zitate nach Art der Ausgaben und Einnahmen kategorisiert. Die Quellen reichen von Inschriften über Geschichtsschreiber bis zu Komödiendichtern, daher sind zeitlicher Abstand und Verlässlichkeit sehr verschieden. Auch ist das Material generell lückenhaft; nur der peloponnesische Krieg ist durch Thukydides überrepräsentiert. Die numismatischen Forschungsansätze sind 1. Zuordnung der Quellen zu tatsächlichen Prägungen, 2. Identifikation von Kriegsgeld durch Menge, Bild, Schrift, Feingehalt etc. und 3. Vergleich überlieferter Kriegskosten mit aus Stempelstudien geschätzten Prägezahlen des Kriegsgelds zwecks Beurteilung der Glaubwürdigkeit antiker Autoren. Zu allen Themen brachte der Referent instruktive Beispiele der Kriege und ihrer Münzen. Nur ein Beispiel für die Problematik: wenn nur „Statere" genannt sind, sind die Münzen nicht eindeutig zuzuordnen, aber vor allem wäre die Summe bei Gold mehr als zehnmal höher als bei Silberstateren.

 

„Kaiser Julian und die Münzprägung in Konstantinope"

9. April 2014: Dr. Johannes Wienand von der Universität Düsseldorf referierte über „Kaiser Julian und die Münzprägung in Konstantinopel". Er zeigte, dass Erkenntnisse nicht nur aus Münzprägungen, sondern auch durch deren unerwartetes Fehlen gewonnen werden. Normalerweise wurden die Reisen der Kaiser durch reiche Prägungen von Multipla für die Honoratioren und Donativen für die Soldaten begleitet. Nicht aber so für Julianus Apostata bei seinem Besuch 361/362 in Konstantinopel. Offenbar setzte er sich bewusst von seinen Vorgängern ab, indem er sich nicht bei Führungselite und Verwaltung anbiederte. Die konsularische Dankesrede seines Vertrauten Claudius Mamertinus prangert entsprechend die bisherige korrupte Ämtervergabe an und beklagt Ausbeutung und Niedergang der Provinzen. Die weitere Geschichte zeigt aber, dass sich auf Julians Idee der Führung durch einen kleinen integren Kreis auch keine dauerhafte Herrschaft aufbauen ließ.

 

„Vormünzliche Zahlungsmittel aus der Niedersächsischen Bronzezeit im Vergleich''

12. Februar 2014: Der Abend begann mit einem Kurzvortrag unseres Präsidenten Dr. Robert Lehmann über „Vormünzliche Zahlungsmittel aus der Niedersächsischen Bronzezeit im Vergleich''. Entgegen der Ankündigung war dies ein umfassender Überblick über diese faszinierenden Objekte weltweit, von Kaurimuscheln bis hin zu kunstvollen Goldspiralen. Soweit sie keinen allgemein anerkannten Materialwert (z.B. Edelmetall) hatten, waren die überlieferten Wertrelationen zum „richtigen" Geld widersprüchlich, regional und zeitlich sehr verschieden, und extrem von der Richtung des Umtauschs abhängig. Als besonderes „Schmankerl" ließ der Referent einige mitgebrachte Originalexponate herumgehen, was seine Ausführungen erst richtig „begreifbar" machte. Anschließend fand die Jahresmitgliederversammlung statt. Aufgrund des längeren Vortrags wurden die notwendigen Regularien sehr zügig abgehandelt, aber das störte offenbar niemanden. Im letzten Jahr war die Mitgliederzahl stabil, die Finanzlage trotz des Buchprojekts (s.o.) solide und die Zahl der Veranstaltungen und Besucher gesteigert.

 

„Arma et nummi: die Münzprägung des Marcus Antonius im Jahr 41"

8. Januar 2014: Dr. des. Florian Haymann aus Dresden sprach über „Arma et nummi: die Münzprägung des Marcus Antonius im Jahr 41". Im Bürgerkrieg nach der Ermordung Cäsars war den Soldaten Beute und Land versprochen worden. Das 2. Triumvirat teilte sich die Versorgung der Veteranen so, dass Marcus Antonius im Osten das Geld besorgte und Octavian die Landverteilung in Italien organisierte, allerdings mit dem „Aufpasser" Lucius Antonius. Die Denare mit Vorderseitenbild des Marcus Antonius umfassen drei Gruppen, jede mit dem Namen eines anderen (Pro-) Quästors, die ersten beiden mit Rückseitenbild Octavians und die dritte mit Lucius Antonius. Die erste und dritte Gruppe stammen auf Grund der regelmäßigen Stempelstellung um 12h aus Kleinasien (Ephesos oder Pergamon). Hingegen stammt die unregelmäßig ausgerichtete, auch in Stil und Beizeichen abweichende zweite Gruppe wohl aus Italien oder vom Peloponnes. Der Referent schließt aus diesen Unterschieden auf verschiedene Verwendungszwecke: die erste Gruppe diente wie vereinbart der Versorgung Octavians, die zweite wohl für Siegesprämien, aber die dritte (ohne Octavian) als Handgeld für Lucius Antonius und Werbung allein für die Familie der Antonier.

 

„Die Geldgeschichtliche Sammlung der Kreissparkasse Köln"

13. November 2013: Norbert Mersch berichtete mit viel Engagement über „Die Geldgeschichtliche Sammlung der Kreissparkasse Köln", deren Betreuer er seit April 2013 ist. Die 1935 gegründete Sammlung war eine der ersten eines Geldinstituts, ist aber leider ein Kriegsverlust. 1953 wurde zur Eröffnung der wiederaufgebauten Kassenhalle eine erste Ausstellung gezeigt. Seit 1954 gibt es die bekannten „Fenster"-Ausstellungen zu wechselnden Themen mit kostenlosen Begleitheften, die seit 2002 auch komplett im Internet verfügbar sind. Parallel dazu baute der langjährige Leiter Tyll Kroha eine Dauerausstellung auf. Diese umfasst heute 20 Vitrinen, mit weiteren 16 für das „Fenster". Wichtige Sammlungsschwerpunkte sind u.a. Rom unter Claudius, Nero und Agrippina d.J. wegen der Gründung Kölns, das Gallische Sonderreich von Postumus bis Tetricus mit der Prägestätte Köln, traditionelle Zahlungsmittel wie Kauri oder Salzgeld, Spardosen von der Antike bis heute sowie Bergische und andere Münzwaagen.

 

„Da sah ich viel köstliche Dinge - Albrecht Dürers Reise in die Niederlande 1520-1521"

9. Oktober 2013: Der Eligiuspreisträger 2013 Klaus Giesen aus Damme hielt unter dem Titel „Da sah ich viel köstliche Dinge - Albrecht Dürers Reise in die Niederlande 1520-1521" einen Vortrag, der ein erfreulich großes Publikum anzog, vielleicht auch durch sein nicht rein numismatisches Thema. Anlass der Reise war, dass Dürer nach dem Tod Kaiser Maximilians 1519 vom Nachfolger Karl V. die Bestätigung seines Privilegs benötigte, nach dem ihm die Stadt Nürnberg jährlich 100 Gulden zu zahlen hatte, was ihm auch gelang. Dürer führte auf dieser Reise mit seiner Frau Agnes und Magd Susanne ein Tagebuch, oder eher ein Verzeichnis der Einnahmen und Ausgaben. Dieses erlaubt Einblicke in diverse Kosten des täglichen Bedarfs, aber auch für Zölle und Schiffspassagen, Souvenirs und Kunst. Das Silber- und Kleingeld der durchreisten Gebiete war unterschiedlich, so dass Dürer oft wechseln musste. Nur Goldgulden galten praktisch überall, waren aber auch nicht gleichwertig, denn Dürer erwähnt den Tausch schlechter Gulden mit halbem Kurswert. Unterwegs zeichnete und malte Dürer auch Porträts, gegen Bezahlung oder um sich ein-flussreiche Personen zu verpflichten, und verschenkte zu letzterem Zweck auch eigene Druckgrafik.

 

„Zur Münzprägung der Söhne Heinrichs des Löwen unter besonderer Berücksichtigung der Münzprägung Ottos IV."

11. September 2013: Unser langjähriges Mitglied Helmut Reitz referierte „Zur Münzprägung der Söhne Heinrichs des Löwen unter besonderer Berücksichtigung der Münzprägung Ottos IV.". Nach kurzer ge-meinsamer Regierung der Brüder wurden die Welfenlande zwischen Heinrich dem Langen, Otto (später Kaiser Otto IV.) und Wilhelm aufgeteilt und erst unter Otto dem Kind wieder zusammengefasst. Welfen und Staufer rangen um die Macht im Reich; 1209 wurde Otto IV. Kaiser, aber nach seiner Exkommunizierung und dem Abfall vieler Reichsfürsten setzte sich Friedrich II. durch. Es war die Zeit der regionalen Pfennige, zweiseitig oder als Brakteaten, und meist schriftlos. Neben dem typischen Braunschweiger Löwen gab es diverse andere Motive, oft alte Münzbilder der Besitzungen, aber keine Porträts. Die Welfen ahmten auch Brakteaten der Bischöfe von Hildesheim nach, zwar mit anderer Umschrift, aber für Schriftunkundige kaum zu unterscheiden. Mit dem Namen Kaiser Ottos IV. wurde auch in anderen Städten des Reichs geprägt, z.B. Sterlinge in Dortmund. Sehr ähnliche Münzen mit dem Löwen wurden auch von den Lehnsgrafen der Welfen in Pattensen, Hannover usw. mit eigenem Namen bzw. Ort geprägt, z.T. sogar von den gleichen Stempelschneidern, also offenbar mit Billigung ihrer Herren.

Dirk Wilhelrny

 

 

Jubiläum

155 Jahre Numismatische Gesellschaft zu Hannover

(Quelle: NNB 4/2014, S. 122 f)

Die Numismatische Gesellschaft zu Hannover e.V. feiert dieses Jahr ihr 155-jähriges Bestehen. Da das 150-jäh-rige Jubiläum schweigsam übergangen wurde, sollen zu diesem Anlass die Hintergründe und bewegte Geschichte dieser zusammengeschlossenen Sammlerschaft kurz beleuchtet werden. Der folgende Text stellt eine Reflektion aus der aktuellen Buchpublikation der Gesellschaft dar, welche 2014 unter dem Titel „Nub Nefer - Gutes Gold" erschienen ist.

Die Geschichte der Numismatischen Gesellschaften in Hannover Am 18. August 1859 erfolgte die Gründung der ersten Numismatischen Gesellschaft in Hannover, des „Münzforschervereins". Es waren namhafte Numismatiker, wie der Stadtrichter Dannenberg, Dr. Grote, der Hofbuchhändler Hahn und Senator Culemann, welche die Gründungsakte unterzeichneten.

Die Einführung des metrischen Systems in der numismatischen Literatur bewog die damaligen Numismatiker zum Handeln, denn damit war ein Großteil der numismatischen Literatur auf einen Schlag veraltet. Die Idee eines Vereins kam auf, um die Umsetzung des metrischen Systems in der Literatur zu fördern. Die Gesellschaft führte die Bezeichnung „Münzforscherverein" unter dem „gnädigsten Protektorat seiner Hoheit, dem durchlauchtigsten Herrn Alexander, Prinzen zu Hessen und bei Rhein". Diese Titulierung belegt den hohen (wissenschaftlichen) Anspruch des Schaffens dieser Gesellschaft. Prinz Alexander gehörte damals zu den berühmtesten und einflussreichsten Numismatikern im Deutschen Reich. Senator Friedrich Culemann übernahm die Geschäftsführung des Vereins, welcher sich jeden Mittwoch traf (2014 treffen sich die Mitglieder laut 155-jähriger Tradition immer noch an einem Mittwoch, allerdings nur einmal im Monat).

Das gestiegene Geschichtsinteresse und der Identifikationswille mit der deutschen Geschichte führten im 19. Jahrhundert zu einer Blüte des Vereinswesens. Die Vereine schossen nur so aus dem Boden. Die kleinräumige Geschichte Deutschlands bedingte eine ungewöhnlich hohe Vielfalt an Münzkabinetten und Vereinen. Als erster numismatischer Verein im deutschsprachigen Raum wurde 1843 Berlin tätig, dem folgten 1850 Prag und 1859 Hannover. Erst 1870 kamen Wien, 1873 Dresden, 1879 Leipzig sowie die Schweiz, 1881 München, 1882 Nürnberg, 1888 Braunschweig usw. hinzu. Hannover zählte dabei zu den wenigen überregionalen Zusammenschlüssen (neben der Schweiz, Wien und Leipzig). Im europäischen Vergleich älter sind nur die „Numismatic Society in London" (1836) und die „Societe royale de numismatique de Belgique" in Brüssel (1841). Somit ist die Gesellschaft in Hannover der zweitälteste numismatische Verein Deutschlands und der fünftälteste in Europa.

Die Gesellschaftsmitglieder betreuten maßgeblich die Redaktion des „Numismatischen Anzeigers" und des „Numismatischsphragistischen Anzeigers, Zeitung für Münz-, Siegel- und Wappenkunde, Organ des Münzforscher-Vereins zu Hannover". Diese Zeitung erschien ab der Gründung des Ortsvereins 1868 als offizielles Organ, seit 1874 kamen auch die „Blätter für Münzfreunde" hinzu. Aus diesen alten Berichten wissen wir weiterhin von einem regen Austausch der Stiftungsmitglieder, welche sich gegenseitig auch zum Schreiben von Fachliteratur anregten (siehe Grote, Hahn auch als Verleger, Dannenberg u. a.). Spätestens seit 1868 wurde auch eine jährliche Weihnachtsfeier durchgeführt, welche als „Eligiusfeier" bezeichnet wurde; bis heute hat diese Tradition überlebt, abgewandelt zu einem jährlichen Eligius-Vortrag im März, der in Zusammenarbeit mit dem Museum August Kestner veranstaltet wird.

50 Jahre nach der Erstgründung der ersten Gesellschaft wurde am 12. November 1909 mit der Begründung, den früheren Münzforscherverein in einer neuen Form aufleben zu lassen, den „Verein der Münz- und Medaillensammler" gegründet, welcher sich später „Numismatischer Verein für Niedersachsen-Hannover" nannte. Die Ablegung der Bezeichnung „Münzforscherverein" sollte wohl einen Wechsel des Tätigkeitsfeldes des Vereins verkünden. War der erste Verein ursprünglich von Forschern für forschende Zwecke gedacht, orientierte sich der zweite, nachfolgende Verein offenbar stärker am Sammler. Die Gründungsurkunde betont die Nachfolge an die erste Gesellschaft, was eine nahtlose Verknüpfung schafft. Die Akten zeigen, dass dieser Verein von 1909 bis 1913 sehr aktiv war und 73 Mitglieder zählte. Es waren Mitglieder aus 27 Städten des Deutschen Reiches. Eine ausführliche Beschreibung der Aktivitäten ist in einem kleinen Heft mit der Aufschrift „Numismatischer Verein für Niedersachsen, Hannover, 1909-1912" zu finden. Dieses wurde im Jahre 1913 im Auftrage des Vereins von einem Herrn Schubert (Linden/Hannover) herausgegeben.

Bis wann diese Vereinigung aktiv war, wissen wir nicht. Lediglich bekannt ist, dass der Verein irgendwann nach 1913 das 101. Mitglied verzeichnete. Es ist anzunehmen, dass der Verein seine Tätigkeiten - wie alle numismatischen Gesellschaften - durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges stark reduzieren bzw. einstellen musste.

Am 13. März 1952 gründete sich im Anschluss an den „Numismatischen Verein für Niedersachsen" die dritte Gesellschaft, die „Münzfreunde Hannover". Die Akten sowie Berichte in der Zeitschrift „Kulturring" bezeugen auch hier die klare Anknüpfung an die davor existierende Gesellschaft. Trotz fehlender Vereinsaktenlage zum Zeitraum 1913 bis 1952 lässt sich aus den Gründungsunterlagen von 1952 vermuten, dass auch zwischen den Weltkriegen ein gewisser Verbund zwischen den Münzsammlern existiert haben dürfte. In den ersten Jahren nach der Neugründung hatte die Vereinigung kriegsbedingt nur wenige Mitglieder (1961: ca. 20). Seit 1953 erschienen in der Zeitschrift „Kulturring" (bis zum Druckende der Zeitschrift im Jahr 1999) monatlich Verweise und Berichte zur Tätigkeit der Gesellschaft. Daraus ist auch zu entnehmen, dass ein erstes Hauptanliegen war, aktiv an der Ausarbeitung allgemein gültiger Richtlinien für die Bewertung der Münzerhaltungsgrade und deren Anerkennung sowie zuverlässige Handhabung mitzuarbeiten. Ein Thema, das noch heute aktuell ist.

Eine Innovation war 1965 die Einführung einer Veranstaltung (zunächst „vorweihnachtlicher Münzentauschtag" genannt), welche zum „Internationalen Münzsammlertreffen" gedieh und bis heute in der halbjährlich stattfindenden „Münzenbörse Hannover" weiterlebt. 2014 findet sie zum 100. Male statt.

Im Mai 1968 wurde bei der Jahreshauptversammlung einstimmig die vierte Nachfolgegesellschaft ins Leben gerufen, die bis heute bestehende „Numismatische Gesellschaft zu Hannover e.V." (NGH). Um 1970 bescherten die anwachsende Konjunktur und der steigende Wohlstand einen enormen Zuwachs an Mitgliedern. Im Jahre 1973, 114 Jahre nach der Gründung der ersten Numismatischen Gesellschaft in Hannover, erreichte die Gesellschaft mit 230 Mitgliedern die höchste Mitgliederstärke (2014 nur noch 70 Mitglieder). Dazu kamen 50 bis 80 Namen, welche lediglich auf der Gästeliste standen, so dass zu den Vor-trägen an die 300 Interessenten eingeladen wurden. Die Gesellschaft war bei der• Gründung und Entfaltung von Münzsammlervereinen der benachbarten Städte sehr engagiert. So gab es enge Verflechtungen zu den „Celler Freunden", welche 1970 beachtliche 80 Mitglieder aufzuweisen hatten. Bei den folgenden Gesellschaften war die Numismatische Gesellschaft zu Hannover als aktive Geburtshelferin bzw. sogar Initiatorin dabei: Salzgitter-Lebenstedt mit 40 bis 50 Mitgliedern, Goslar, Nienburg, Krefeld sowie Bad Münder/Deister. Die lokale, regionale und nationale Bekanntheit der Gesellschaft zu Hannover wuchs und wuchs. Schon 1968 zählte sich die Gesellschaft zu den vier größten numismatischen Gesellschaften der Bundesrepublik. Die bereits 1965 gegründete „Münzentausch und Münzenausstellung" zählte 1968 bereits 500 Besucher. Damit zählte die damalige Münzenbörse zu den wichtigsten bundesweit. Heute, 2014, stellt die Münzenbörse Hannover unter der Leitung von Christoph Walczak immer noch die größte Münzmesse in Norddeutschland dar (Berlin ausgenommen).

In der Geschichte der Numismatischen Gesellschaft gibt es einige Ereignisse, welche besondere Beachtung verdienen. Dazu gehört die Stiftung des Dr. Irmgard Woldering-Förderungspreises. Dieser Preis wurde seit 1969 für wissenschaftlich vertiefte, ausgearbeitete Themen aus verschiedenen Gebieten des Münzen- und Medaillensammelns vergeben und etablierte sich bis in die 1980er Jahre in der deutschen numismatischen Landschaft. Die Zeit unter dem kunstsinnigen Präsidenten Wimmelmann war sehr be-wegt. Wimmelmann folgte 1987 der Stadtsparkassenmitarbeiter Jakob Vogt nach. Dieser verstarb überraschend an seinem 60. Geburtstag. Sein Nachfolger wurde der Bundesbank-Falschgeldspezialist Dieter Radow aus Springe. 1995 wurde Manfred (Rudi) Gutgesell in einer rege diskutierten Vorstandswahl neuer Präsident der Numismatischen Gesellschaft zu Hannover, ein Amt, das er bis zu seinem plötzlichen Ableben am 10. Dezember 2012 innehatte. Seine Präsidentschaft prägte die Gesellschaft entscheidend. Neben einem regen Exkursionsprogramm wurden zu den Vorträgen verstärkt Fachnumismatiker eingeladen, was sich heute fest etabliert hat. Zudem wurde die Zusammenarbeit mit den numismatischen Institutionen in Hannover ausgebaut. Zu den wichtigsten Ereignissen unter seiner Präsidentschaft zählte die Olympia-Ausstellung (2004), welche in enger Kooperation mit dem Kestner-Museum ausgearbeitet wurde. 1995 fand in Hannover unter dem Motto „Wissenschaftsgeschichte der Numismatik" der 17. Deutsche Numismatikertag statt. Zu dieser Zeit beherbergte Hannover sechs große Sammlungen und zählte damit neben Berlin und München zu den wichtigsten numismatischen Städten Deutschlands. Zu den zugänglichen der sechs Sammlungen gehörten die Bestände des Kestner-Museums, die Fundmünzen des Landesmuseums, die Regionalsammlung des Historischen Museums, die vollständige Kaiserreichsammlung von Horst Egon Berkowitz in der Stadtsparkasse und die Welfensammlung der Preussag in der Deutschen Bank. Über die numismatischen Aktivitäten berichtete Manfred Gutgesell bereits vor seinem Amtsantritt in der hannoverschen Zeitschrift „Kulturring". In die Zeit des Präsidenten Manfred Gutgesell fällt 2009 auch das 150-jährige Jubiläum der Gesellschaft. Nach ‚Rudis' Tod, in der Zeit bis zur Neuwahl des nächsten Präsidenten, übernahm der langjährige Vizepräsident Bernd Hamborg die Zügel der NGH. Bei der Jahreshauptversammlung am 14. März 2012 wurde dann der neue Präsident gewählt, Dr. Robert Lehmann, welcher mit 30 Jahren offenbar der jüngste Präsident einer numismatischen Gesellschaft war. Er sieht die Gesellschaft wie die Gründerväter 1859 im Zeichen von Wissenschaft und Forschung. Zu den wichtigsten' Neuerungen zählen die Aufnahme einer eigenen Medaillenprägetätigkeit, die jährlich stattfindende Medaillenprägung bei Kinderfesten, Aufbau einer Internetpräsenz (www.ngh.uni-hannover.de) sowie die Herausgabe einer neuen Buchreihe zur Numismatik (HBN - Hannoversche Numismatische Beiträge, im Buchhandel zu beziehen). 2014 feiert die Numismatische Gesellschaft zu Hannover ihr 155-jähriges Bestehen. Wir dürfen gespannt sein was die Zukunft bringt.

Robert Lehmann

Literatur Akten des „Münzforscherverein", Akten des Zeitraums 1859-1873 eingelagert im Stadtarchiv Hannover.

U. Gehrig (Hrsg.): 100 Jahre Kestner-Museum Hannover 1889-1986 (Hannover 1989).

Kulturring Hannover e.V., Kulturring - Zeitschrift der Kulturvereine in Hannover, 1953 - 2000.

Landeshauptstadt Hannover (Hrsg.): Bürgerschätze. Sammeln für Hannover. 125 Jahre Museum August Kestner. Ausstellungskatalog Hannover (Hannover 2013).

Lehmann, R. u.a. (Hrsg.): Nub Nefer - Gutes Gold: Gedenkschrift für Manfred Gutgesell. Hannoversche Numismatische Beiträge 1, 2014. ISBN-10: 3867576866.

F. Schubert (Hrsg.): Numismatischer Verein für Niedersachsen. Hannover 1909-1912 (Hannover 1913).

 

Publikationen

Hannoversche Numismatische Beiträge, Bd. 3

„Fundmünzen und Schatzfunde“

Zum Inhalt der HNB3 „Fundmünzen und Schatzfunde“
Fundmünzen und Schatzfunde bilden eine Brücke zwischen Archäologie und Numismatik. Dieser Band vereinigt 38 Beiträge zum Thema und beleuchtet auch die archäologische Seite von Schatzfunden und Fundmünzen. Prämonetäre Zahlungsmittel aus Europa und Indien, darunter bronzezeitliche Goldspiralen, eisenzeitliche Goldringe und frühes Keltengold machen den Anfang. Aes Grave leiten über zu Römern, wonach die Militärstützpunkte Kalkriese und das neue Lager Wilkenburg von führenden Fachleuten numismatisch vorgestellt werden. Hannover, Gehrden, Laatzen, Lingen, das Emsland und die Wesermarsch werden als weitere römische Fundstätten diskutiert. Es folgt ein Überblick zur Nds. Münzprägung der Denar- und Brakteatenzeit, mit Beiträgen zur hannoverschen Prägung sowie Venedig, welches den großen Komplex von numismatisch-archäologischen Kriminalgeschichten einläutet. Hier werden neben bronzezeitlichen Goldscheiben, Goldbrakteaten, Merowingergoldmünzen, Karolingerdenaren und Keltenstaterteilstücken auch Trierer Aurei und sogar Agentenmünzen behandelt. Bildungskonzepte im musealen und ehrenamtlichen Bereich am Beispiel des Römerlagers Wilkenburg, Lohne, AVG und der NGH bilden den Abschluss.

Hannoversche Numismatische Beiträge, Bd. 2

Bernd Hamborg, Anne Viola Siebert, Simone Vogt (Hrsg.): Geld, Währung und Finanzen in der griechischen Welt (5.-4. Jahrhundert v. Chr.). Verlag Marie Leidorf, Randen/Westf. 2015 (Hannoversche Numismatische Beiträge 2). 91 S., 21 Abb., 12,95 Euro, ISBN 978-3-86757-687-1.

Blicken wir auf die aktuelle Lage in Griechenland, offenbart sich der enge und teils verhängnisvolle Konnex von Finanzlage, Währung sowie soziopolitischer Kultur stante pede. Von daher verwundert es kaum, dass auch die historische Forschung in den letzten Jahren wieder vermehrt die Zusammenhänge von Ökonomie und Politik als Untersuchungsgegenstand aufgegriffen hat, Wirtschaft also nicht (nur) als eigenständiges System, das die Welt regiert, betrachtet wird. Auch der Bereich des Altertums bringt mittlerweile in beständiger Folge neue Ansätze und Interpretationen hervor, insbesondere was die wirtschaftliche Struktur des Imperium Romanum betrifft, Umso willkommener ist daher der vier Artikel (sowie einen Jubiläumsbericht zur 100. Hannoverschen Münzbörse) umfassende zweite Band der Hannoverschen Numismatischen Beiträge, die sich der griechischen, zwei davon aufgrund der Quellenlage naturgemäß und vornehmlich der attischen Welt widmen.

Simone Vogt, Kuratorin der numismatischen Sammlung am Museum August Kestner in Hannover, untersucht die frühen Münzen von Elis bei Olympia (S. 7-15). Durch die Kombination historischer Entwicklung — entscheidend der Synoikismos (Zusammenschluss) kleinerer Gemeinden 471 v. Chr. zur Hauptpolis Elis in der gleichnamigen Landschaft —, archäologischer Evidenz — ein mit dem Synoikismos groß angelegtes (Tempel-) Bauprogramm — sowie geo-kulturell-politischer Lage — Aufsicht über Olympia! — vermag sie den Anlass für die Ausprägung der Münzen als Ausdruck des Selbstbewusstseins der neuen Polis sowie portables „Marketinginstrument“ aufzuzeigen. Dass Elis dabei auch den ökonomischen Aspekt nicht außer Betracht ließ, zeigt die Orientierung am damals verbreiteten äginetischen Münzfuß, der die Konvertibilität für Handelsgeschäfte garantierte.

Sitta von Reden, ausgewiesene Expertin für die Interdependenzen von Numismatik, Ökonomie und politisch-sozialer Kultur an der Universität Freiburg, gibt in ihrem Beitrag einen Überblick über die Entwicklung des »Geldes'', speziell der Einführung von Münzgeld und der Herausbildung monetärer Netzwerke wie z.B. Währungsunionen (S. 17-33 vgl. zu letzterem auch den instruktiven, leider nicht genannten Beitrag von Chr. Koch, Reformbemühungen um Münzwesen und Währungssystem in Griechenland, Bullettino dell'Istituto di Diritto Romano 103/104 (2000/2001), S. 247-291). Sie beschreibt dabei Münzgeld nicht nur in seiner ökonomischen Funktion, sondern verknüpft dessen Aufkommen und Verbreitung mit der Selbstbewusstseinswerdung der griechischen Poleis sowie machtpolitischen Konstellationen (z.B. der delisch-attische Seebund und das athenische Bundeswährungsgesetz). Das Nebeneinander verschiedener Währungen in der Römischen Kaiserzeit — neben der Reichswährung auch lokale (Bronze-) Prägungen im griechischen Osten, sogenannten ,Greek Imperials' — deutet sie zwar als nicht grundsätzlich hinderlich für Handelsgeschehen; allerdings spricht sie, deutlich das Narrativ einer (erfolgreichen) Eurowährung im Sinn habend, der Antike ein Streben nach einer noch marktförderlicheren Gemeinschaftswährung ab Wolfram Weiser (Köln) gibt sodann eine einleuchtende Interpretation des athenischen Bundeswährungsgesetzes (S. 3 5-58; zu einer eingehenden und ähnlichen Interpretation auch der [ebenfalls nicht erwähnte] Aufsatz von Koch, a.a.O., S. 248-266). Indem er zu Recht dessen Charakter als Einführung und Durchsetzung des attischen Währungs- und Metrologiesystems, allerdings nicht des Verbots eigener Münzprägung der athenischen Bundesgenossen betont, hat er den Schlüssel für eine Deutung als „Sofortmaßnahme" zu Beginn der verhängnisvollen Sizilien-Expedition der Athener ab 415 v. Chr. im Peloponnesischen Krieg (431-404 v. Chr.) zur Hand. Als konkreten Anlass sieht er den Bruch der Finanzierungszusage seitens der Athen um Hilfe ersuchenden nordwestsizilischen Segestaner Mitte des Jahres 415 v. Chr. an, worauf eilig Geld — und zwar unter möglicher Umgehung langwieriger Umprägungsprozesse —für die nächste Kampagnen-Saison herbeigeschafft hätte werden müssen. Hierzu passen die Anspielungen in der im Jahr darauf aufgeführten Komödie „Die Vögel« des Aristophanes, der den Text zum langfristigen Einstudieren insbesondere der (Laien-) Chorpassagen bereits einige Monate im Voraus komponiert hatte.

Dorothea Rohde (Bielefeld) arbeitet die Interdependenzen zwischen öffentlichen Finanzen und politischer Mentalität am Beispiel Athens für das oft fälschlich als Niedergang verschriene 4. Jh. v. Chr. heraus (S. 59- 77). Sie vermag insbesondere zu zeigen, dass die politische Verfasstheit als Demokratie eben gerade nicht bedeutete, dass zur Finanzierung demokratischer Institutionen (u.a. Diäten für Volksversammlungen, Gerichte etc.) wie (weitaus stärker) der mannigfachen außenpolitisch-militärischen Operationen alle Polisbewohner gleichermaßen herangezogen wurden. Vielmehr galten für Steuern und andere Abgaben das Leistungsprinzip, d.i. die höhere finanzielle Belastung reicherer Personenkreise wie der athenischen Oberschicht, aber auch der handelsorientierten Metöken. Das Funktionieren dieses „Systems“ hing dabei maßgeblich einerseits von der Wertorientierung an einem Bürgerideal, andererseits von der Reziprozität etwa von Leiturgie-Leistungen (z.B. für die Instandsetzung von Schiffen, Finanzierung von Chören und anderen Sportwettkämpfen) und potentieller Ehre/Dankbarkeit seitens der Polis für diese „freiwillige“, für jeden sogleich sichtbare Leistung ab (vgl. dazu auch S. Günther, Fr. Weise: Zwischen aristokratischem Führungsanspruch und demokratischem Gleichheitsideal — Überlegungen zur Gymnasiarchie im 5./4. Jahrhundert v. Chr. In: K. Harter-Uibopuu, Th. Kruse [Hrsg.]: Sport und Recht in der Antike. Beiträge zum 2. Wiener Kolloquium zur Antiken Rechtsgeschichte, 27.-28.10.2011, Wien 2014 [Wiener Kolloquien zur Antiken Rechtsgeschichte; 2], S. 59-87). Mit dieser ganz konkreten ,,Gegenleistung“, eben im Gegensatz etwa von heutigen abstrakten Steuern, deren weiterer Finanzierungsfluss für staatliche Aufgaben meist nicht von der Allgemeinheit durchschaut werden kann, stabilisierte sich die athenische Demokratie im 4. Jh. v. Chr. zeitweise selbst, auch wenn Kritik daran bei den attischen Rednern zum täglichen Geschäft gehörte.

Summa summarum zeigen alle vier Beiträge deutlich auf, dass Finanzen, Währung und Geld (nicht nur) in der (griechischen) Antike keinesfalls losgelöst von den politischen, sozialen, rechtlichen und religiösen Gegebenheiten betrachtet werden können. Ein philosophisches Kritikwort wie „Geld regiert die Welt“ ist ergo ohne Analyse dieser Rahmenbedingungen nichts wert!

Sven Günther

Hannoversche Numismatische Beiträge, Bd. 1

 

 

Hannoversche Numismatische Beiträge, Bd. 1

Robert Lehmann, Bernd Hamborg, Anne Viola Siebert, Simone Vogt, Christian E. Weben (Hrsg.): Nub Nefer — Gutes Gold. Gedenkschrift für Manfred Gutgesell. Verlag Marie Leidorf, Randen 2014. 336 5., bebildert, 34,80 Euro, ISBN 978-3-86757-686-4.

Am 10. Dezember 2011 verstarb Dr. Manfred (Rudi) Gutgesell, der Präsident der Numismatischen Gesellschaft zu Hannover, der seine Gesellschaft auch in die Deutsche Numismatische Gesellschaft geführt hatte. Seine ägyptologische Dissertation Arbeiter und Pharaonen: Wirtschafts- und Sozialgeschichte im Alten Ägypten, Hildesheim 1989 streift die Numismatik eher am Rande, aber seine Liebe galt schon sehr früh der antiken Numismatik, ein Auge warf er aber auch gern auf die Münzen der sächsischen Kurfürsten und der englischen „Dark Ages" und auf Schiffsdarstellungen auf englischen Münzen. Seine numismatische Begeisterung war groß und er konnte sie auf andere Menschen übertragen. Sein unerwarteter Tod erschütterte seine Freunde und Vereinskollegen. Zum bleibenden Gedächtnis an Manfred (Rudi) Gutgesell begründete seine Numismatische Gesellschaft zu Hannover die „Hannoverschen Numismatischen Beiträge" und widmete ihm den hier anzuzeigenden ersten Band.

Der Band startet mit einer ausführlichen und gut belegten Biografie Gutgesells von Reiner Cunz, dem niedersächsischen Landesnumismatiker in Hannover. Ein Schriftenverzeichnis ist nach dem Bericht über die Olympia-Ausstellung, die Gutgesell selbst gern als Höhepunkt seiner Arbeit bezeichnete, beigegeben. Vom neuen Vorsitzenden Robert Lehmann gibt es eine detaillierte Geschichte der hannoverarischen Gesellschaft, bei der man nur den viel diskutierten Weg der Gesellschaft in die DNG vermisst, den Gutgesell zeigte und der ihn auch für kurze Zeit ins DNG-Präsidium brachte. Die folgende Aufsatzsammlung spiegelt auch die Interessen Gutgesells wieder, im Vorwort der Herausgeber heißt es dazu, „... er hätte sie [...] mit großem Interesse gelesen". Eine Auflistung der zahlreichen Beiträge verbietet sich an dieser Stelle, aber der Hinweis scheint wichtig: Sammler und Fachnumismatiker mit dem Interessensgebiet Antike müssen den Band zur Kenntnis nehmen, die Zahl der einschlägigen und wichtigen Beiträge aus der Feder zahlreicher Fachwissenschaftler lässt gar keine Wahl und ist eine Bereicherung der Antikenforschung. Dazu ist den Herausgebern ausdrücklich zu gratulieren und zu wünschen, dass dieser Band auch seine Fortsetzung findet.

Erich Wode